Leitzinssenkung: Die Sparer zahlen einen hohen Preis

Währungshüter verschärfen den Krisenmodus.

Der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hatte versprochen, die Zinsen im Euro-Raum noch für einen längeren Zeitraum niedrig zu halten. Dass er sie aber nochmals senken würde, hatten die meisten nicht erwartet.

Der überraschende Schritt am Donnerstag zeigt: Die Krise in Europa ist noch längst nicht ausgestanden, auch wenn es viele Politiker gerne glauben wollen. Zwar war es zuletzt eher ruhig um die Krisenländer Griechenland, Spanien, Portugal und Italien geworden — und es hatte sogar einige positive Signale bei Konjunktur und Haushaltsdaten gegeben. Doch die Währungshüter sehen ein neues Schreckgespenst am Horizont: Deflation. Dieses Phänomen gilt als noch tückischer als Inflation, setzt es doch eine Abwärtsspirale aus fallenden Verbraucherpreisen und schwachem Wirtschaftswachstum in Gang.

Es darf jedoch bezweifelt werden, dass die neue Zinssenkung die gewünschten Effekte — mehr Wachstum und steigende Preise — im Euro-Raum erzielen wird. Schon bisher konnten sich Banken zu historisch niedrigen Zinsen Geld leihen. Da sie es aber auch bisher nur bedingt an die Unternehmen weitergereicht haben, dürfte die Wirkung der neuerlichen Zinssenkung ebenfalls verpuffen.

Ganz sicher ist aber, dass die Euro-Rettung um jeden Preis, die Draghi angekündigt hat, die Deutschen deutlich mehr kosten wird als gedacht. Und das hängt nicht allein mit den milliardenschweren Bürgschaften zusammen, die die deutsche Bundesregierung für diverse Rettungsfonds abgegeben hat.

Wer Geld anlegen oder fürs Alter vorsorgen will, hat im Prinzip keine Chance. Angesichts der guten Konjunktur in Deutschland galt schon das bisherige Zinsniveau als zu niedrig. Es liegt deutlich unter der Inflationsrate. Mit jedem Euro, den der Sparer anlegt, verliert er Geld. Und nicht nur der Kleinanleger. Auch Lebensversicherungen etwa, die das Vermögen ihrer Kunden vermehren sollen, tun sich zunehmend schwer damit — und können so manche versprochene Rendite nicht halten.

Unter dem Strich gefährdet die Niedrigzinspolitik den Wohlstand und die Altersvorsorge der Bürger. Selbst die kräftig steigenden Aktienkurse können das nicht wettmachen.

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