Meinung Kitas ohne Beiträge

In den vergangenen Jahren ist die Familienpolitik vor allem darauf ausgerichtet gewesen, dass möglichst viele Eltern ihre Kinder in die Krippe und die Kita schicken können. Der Kitaausbau wurde forciert; es gibt einen Rechtsanspruch auf einen Platz, und die Bedeutung frühkindlicher Bildung ist mittlerweile unumstritten.

Dazu passt es dann nicht, wenn Eltern so extrem zur Kasse gebeten werden, wie das laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung in manchen Bundesländern und Kommunen der Fall ist. Obwohl sie genau das beherzigen, was die Politik als richtig und wichtig erachtet hat — ihre Kinder möglichst früh betreuen und fördern zu lassen.

Die Kita-Gebühr ist mancherorts so etwas wie die zweite Miete geworden. Können sich Familien in einigen Ballungsräumen — wenn überhaupt — nur noch schwerlich das Wohnen leisten, kommt mitunter die horrende Abgabe für den Kita-Platz noch oben drauf. Am teuersten ist die Kita im Norden. Der Eindruck, dass Familien besonders geschröpft werden, wenngleich sie doch angeblich der Politik besonders am Herzen liegen, trügt nicht. Das gilt übrigens für viele Bereiche. Das Einkommen von Vater oder Mutter darf nicht ausschlaggebend dafür sein, ob Kinder in eine Einrichtung gehen können. Hier steht der Staat in der Pflicht, für Chancengleichheit zu sorgen und Kitas so zu behandeln wie Schulen, die auch beitragsfrei sind. Viele Länder haben ja auch bereits erkannt, dass beim Bildungsauftrag Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklaffen und peilen daher eine komplette Abschaffung an. Richtig so.

Auch die Bundesregierung will mehr Qualität bei gleichzeitiger Beitragssenkung erreichen. Klingt gut, ist aber mit den eingeplanten Mitteln von 3,5 Milliarden Euro bis zum Jahr 2021 wohl kaum zu realisieren, wenn man zudem noch mehr Personal einsetzen will. Derzeit ringt die Politik darum, wohin ein Teil der Milliarden an Steuerüberschüssen fließen soll — die Beitragsfreiheit der Kitas wäre nicht die schlechteste Idee.

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