Israel auf der Flucht nach vorn

Im Nahen Osten haben die Vereinten Nationen bisher versagt.

Das Pulverfass Naher Osten droht zu explodieren. Die Lage gerät außer Kontrolle. Seit Monaten feuert die radikal-islamische Hamas aus dem Gazastreifen Raketen auf Israel. Und die Israelis schlagen zurück. Dass sie nun den Militärchef der Hamas gezielt getötet haben, ist ein Fingerzeig darauf, dass die Israelis nun bereit sind, die Flucht nach vorn anzutreten. Denn die Sicherheitslage wird für den jüdischen Staat immer bedrohlicher. Seit dem Arabischen Frühling, der sich für den Westen überwiegend enttäuschend entwickelt hat, ist Israel gefährdeter denn je. Selbst der Friedensvertrag mit Ägypten ist kein Pfand mehr, seit auch dort islamistische Kräfte Macht und Einfluss gewinnen. In Syrien steht das wenigstens berechenbare Unrechtsregime von Präsident Assad auf der Kippe. Der Nahe Osten brodelt.

Die Hamas wittert eine Chance, ihr erklärtes Ziel zu erreichen — die Zerstörung des jüdischen Staates auf vermeintlich palästinensischem Gebiet. Die Zeichen stehen schließlich so günstig wie noch nie. Die vorbehaltlose Unterstützung Israels in Europa schwindet. Auch in Deutschland stellen Politiker beispielsweise von den Linken die historische Verantwortung für Israel infrage. Zwischen US-Präsident Barack Obama und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu herrscht kaum mehr als Sprachlosigkeit.

Vor diesem Hintergrund mag es die Israelis beruhigen, dass die US-Botschafterin bei der Uno Israel ausdrücklich das Recht auf Verteidigung zugesprochen hat. Das wiederum klang aus China zuletzt ganz anders und beschreibt die schwierige Situation, in der Israel sich befindet.

Es beschreibt aber auch, welcher Krisenherd der Nahe Osten für die gesamte Welt ist. Die USA, die EU, China und Russland verfolgen in der Region teils militärische, teils wirtschaftliche und teils geschichtlich bedingte Interessen. Dennoch führt kein Weg daran vorbei, den Nahen Osten auf dem Wege der Verhandlung zu befrieden. Der weltweiten Anerkennung eines Palästinenserstaates muss die verlässliche Existenzgarantie Israels gegenüberstehen. Danach sieht es nicht aus, weil die Mächte im UN-Sicherheitsrat keinen Nenner finden. Die Bilder der vergangenen Tage sprechen dafür, dass Israel sich nun selbst aufgemacht hat. Das Land ist auf der Flucht nach vorn.

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