Grichenland-Krise: Zum Helfen gibt es keine Alternative

Leitartikel von Martin Vogler.

Ängste und Ärger lassen sich auch mit einem doppelten Ouzo nicht wegspülen. Ebenso hilft uns die verklärte Erinnerung an den Traumurlaub auf einer Kykladen-Insel kaum weiter. Wir merken stattdessen: 2000 Kilometer Luftlinie Entfernung und selbst die Tatsache, dass die wenigsten ihr Geld direkt in griechische Anleihen angelegt haben, schützen uns nicht vor den Folgen der Finanzkrise in Griechenland.

Diese Folgen können schmerzhaft sein. Sie werden, entgegen mancher, von Schadenfreude geprägten Meinung, nicht nur Banken und vermeintlich Reiche treffen. Auch viele Kleinsparer, die ein paar Tausender Fonds anvertraut haben, wissen gar nicht, ob da auch Papiere aus Griechenland oder den ebenfalls kritisch bewerteten Ländern Spanien, Portugal oder Irland enthalten sind. Zudem kann die Zusatzrente aus Versorgungswerken genauso deutlich bescheidener ausfallen wie die Ablaufleistung von Lebensversicherungen. Ganze Lebensplanungen geraten so in Gefahr.

Sogar jene, die kein Geld zum Anlegen haben, können betroffen sein. Denn einbrechende Börsenkurse wirken voraussichtlich im Verbund mit einem absackenden Euro fatal. Unserer gerade mal wieder in Fahrt kommenden Konjunktur drohen brutale Dämpfer. Darunter würden alle leiden, zum Beispiel auch Arbeitssuchende.

Also hoffen wir auf die Politik und deren entschlossenes Handeln. Sie muss Griechenland helfen, alles andere wäre langfristig nämlich noch teurer. Doch zumindest Angela Merkel zögert, will vielmehr den Griechen ein langfristiges Sparprogramm verordnen. Das klingt vernünftig, birgt aber die große Gefahr, dass auf den internationalen Finanzmärkten die Angst vor einem Staatsbankrott noch weiter wächst. Folge: Niemand leiht den Griechen, selbst für horrende Zinsen, mehr Geld. Was alles nur noch schlimmer machen würde.

Keine Lösung wäre auch - obwohl gelegentlich zu hören - die Griechen einfach aus der Eurozone zu werfen. Das funktioniert angesicht der engen Verflechtungen nicht. Aber aus der Erfahrung lernen sollte man schon: Hoffentlich ist Europa künftig zurückhaltender, wenn es darum geht, zu rasch zu viele neue Länder politisch und währungstechnisch zu integrieren.

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