Meinung Glaubwürdigkeit ist passé

Noch Anfang Dezember hat die Spitze des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) bei ihrem Treffen in Lausanne den Erfolg der Sommerspiele in Rio de Janeiro gefeiert. Allen voran Thomas Bach, der deutsche Präsident des Gremiums.

Verlogener geht es kaum. Glaubt das IOC tatsächlich noch an die Strahlkraft sportlicher Wettkämpfe, deren Sauberkeit gegen null tendiert? Die Berichte der Welt-Doping-Agentur beweisen, dass in Russland sei Jahren Staatsdoping betrieben wird. Es sind keine Einzeltäter, der Betrug hat System. Trotzdem denkt Bach nicht daran, wirkungsvoll gegen das Treiben in Russland vorzugehen.

Die Chefin der russischen Anti-Doping-Agentur, Anna Anzeliowitsch, hat die Vertuschungen in einem Interview erstmals eingeräumt. Prompt kommt das Dementi aus Moskau. Die Funktionärin sei falsch verstanden worden. Was für ein mieses Versteckspiel. Zahlreiche Dokumente belegen, dass vor allem Russlands triumphales Abschneiden bei den Winterspielen 2014 in Sotschi staatlich gedecktem Doping zu verdanken ist. Russlands Präsident Wladimir Putin demonstriert damit nationale Größe. Und sein Freund Thomas Bach lässt ihn gewähren. Bloß keinen Ärger riskieren, der die lukrative Vermarktung der Großereignisse stören könnte. Längst ist die Glaubwürdigkeit des Sports passé.

Nichts spricht dafür, dass nur in Russland mit System gedopt wird. Ob China, Kenia oder Spanien — an Beispielen für Betrug mit sportlichen Leistungen mangelt es wahrlich nicht. Und dass die Radfahrer vom Team Telekom um Jan Ullrich einst mit Hilfe der Universität Freiburg manipuliert haben, ist hinlänglich bewiesen. Aber was lernen wir daraus? Gibt es sauberen Hochleistungssport überhaupt? Vermutlich wollen wir es so genau gar nicht wissen. Die nächste Fußball-WM findet im Sommer 2018 im Doping-Paradies Russland statt. Und auch bei diesem sportlichen Höhepunkt werden unerlaubte Mittelchen im Spiel sein.

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