Gemeinsam entwickeln – und überleben

Bei Daimler ist am Dienstag Zahlen-Tag. Daimler-Chef Dieter Zetsche wird in Stuttgart eine Bilanz vorlegen, die nicht gerade unter einem guten Stern steht: Mercedes verdient mit seinen Premium-Autos derzeit kaum Geld, die Aktien haben Milliarden an Börsenwert verloren, und die Konjunktur-Stütze landet eher bei den Autobauern, die kleine Preiswert-Modelle im Angebot haben.

Das verbindet Daimler mit BMW - beiden fehlt, was den VW-Konzern so stark macht: das Volumen-Segment der Kompakt-Fahrzeuge. Und genau dazu erwartet die Branche morgen eine klare Ansage aus Stuttgart. Mercedes und BMW werden nicht umhin kommen, im Preiskampf-Bereich unterhalb der Mittelklasse gemeinsam Kosten zu sparen - so lange es den Nimbus der Marken nicht berührt.

Beim gemeinsamen Materialeinkauf klappt das bereits. Kein Mercedeskunde bemerkt, wenn seine Klimaanlage die gleiche ist wie im BMW. Jeder hat Verständnis, wenn beide sich die Entwicklungs-Milliarden für eine Zukunfts-Technologie wie den Hybrid-Antrieb schon heute teilen. Warum nicht auch die Kompakt-Modelle der schwäbischen A- und B-Klasse sowie der bayerischen Einser-Serie auf einer gemeinsamen Plattform bauen? Die Konkurrenz in Wolfsburg zeigt, wie das geht, ohne das individuelle Image von VW, Audi, Skoda und Seat zu beschädigen. Und BMW hat auch schon gute Erfahrung mit seinem Mini, dessen Motor von Peugeot kommt.

Der Blick auf die Verkaufszahlen zeigt: Bei den Kompakten, wo noch der meiste Umsatz gemacht wird, hat die VW-Gruppe vergangenes Jahr 2,1 Millionen Wagen aus einem und demselben Baukasten auf die Räder gestellt - das sind etwa doppelt so viele wie bei Mercedes, BMW und Opel zusammengerechnet.

Nicht ohne Grund ist hier Opel erwähnt. Mit dem Astra-Nachfolger, der im September auf der IAA vorgestellt wird, haben die Bochumer genau die Plattform im Angebot, auf die sich unter Nutzung von Synergien kostengünstig Alltagsautos mit Mercedes-Stern, BMW-Logo und Opel-Blitz setzen lassen. Das bietet die Chance, Preise zu senken und Arbeitsplätze in NRW zu erhalten - wenn nämlich Opel von seinem Mutterkonzern in Detroit unabhängiger werden und aus eigener Kraft überleben kann.

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