Meinung Entscheidung beweist Stärke

Einsperren, abschieben — an den Stammtischen der Republik war das Urteil über die sogenannte Scharia-Polizei von Wuppertal schnell gesprochen. Das Landgericht hat es sich nicht ganz so leicht gemacht.

Lothar Leuschen

Lothar Leuschen

Es kam nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss, dass gegen die meisten der lächerlichen Warnwesten-Islamisten nichts auszurichten ist. Wer den Fall ein wenig gelassener betrachtet, kann dem Gericht nur gratulieren. Es hat mit seiner Entscheidung gezeigt, wie stark der deutsche Rechtsstaat ist. Richtersprüche werden nicht mit Wut im Bauch oder der Bibel in der Hand gesprochen, sondern auf der Basis von Gesetzen. Das ist beruhigend. Zumindest, was den Zustand der Rechtsprechung in Deutschland angeht.

Gesellschaftlich ist das Treiben der Scharia-Polizei beunruhigend. Sie hat offenbar zwar gegen keinen Paragrafen verstoßen. Aber sie verletzte ungeschriebene Regeln des Zusammenlebens in einer modernen Gesellschaft. In Deutschland ist es jungen Erwachsenen nicht verboten, Gaststätten und Spielhallen aufzusuchen. Es ist erlaubt, dass junge Frauen ohne Kopftuch über die Straße laufen, egal, wo ihre oder die Wiegen ihre Eltern standen. Mädchen dürfen am Schwimm- und am Turnunterricht teilnehmen.

Es ist wichtig, dass jeder diese Regeln toleriert, sonst funktioniert Zusammenleben in einer vielfältigen Gesellschaft nicht.

Umso notwendiger ist es, dass die Gesellschaft das auch sagt und sich um jene kümmert, die den Islamisten sonst auf den Leim gehen. Denn dass die Scharia-Polizisten nicht vor Gericht müssen, ist nicht schlimm. Schlimm ist, dass diese Extremisten glauben, Erfolg haben zu können. Und am schlimmsten ist, dass sie Erfolg haben.

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