Meinung Einbruchsradar ist Hilfe zur Selbsthilfe

Die Einbruchszahlen in NRW steigen wieder. Nachdem sie 2014 das erste Mal seit 2007 gefallen waren, deutet sich im vergangenen Jahr ein neuer Rekord an. Die Halbjahreszahlen deuten darauf hin. Die Polizei guckt eher hilflos zu.

Sie versucht, was sie kann, mit den Mitteln, die sie hat. Dass das nicht viel ist, zeigt der Versuch, über einen Einbruchsradar die Bürger einzubinden. Falsch ist es trotzdem nicht.

Damit zeigen die Behörden den Einwohnern ihrer Städte, dass die sich keine Illusionen machen müssen: Auch in Ihrer Nachbarschaft wird eingebrochen. Das Ganze ist eine Aufforderung zur Selbsthilfe. Die Menschen sollen ihr Hab und Gut besser schützen. Denn die Polizei kann es nicht wirklich. Angesichts steigender Einbruchszahlen und einer Aufklärungsquote von gut elf Prozent im ersten Halbjahr 2015 ist das nicht zu leugnen. Knapp 89 Prozent der Taten in NRW blieben unaufgeklärt, die Täter auf freiem Fuß und somit in der Lage, weiterzumachen.

Einbrüche sind eine Straftat, der selten eine Strafe folgt. Die Gewerkschaft der Polizei spricht von einer Verurteilungsquote von drei bis vier Prozent. Die Folgen für die Täter sind also überschaubar. Die für die Geschädigten sind dafür umso gravierender. Über den Diebstahl hinaus, denn die Täter dringen in die Pri- vatsphäre ein, in die eigenen vier Wände der Opfer. Das kann diese tief erschüttern und lange verfolgen.

Das möchte die Polizei verhindern — ebenso wie das Innenministerium. Beide klären die Bürger immer wieder darüber auf, was sie tun können, um sich zu schützen. Prävention kann einfach sein — und effektiv. Laut Polizei nehmen sich Einbrecher selten viel Zeit für einen Einbruch. Wenn es nicht gleich klappt, wird der Versuch abgebrochen. Darauf hinzuweisen ist richtig.

Aber die Sicherheit nur dem Bürger zu übertragen, kann nicht die Lösung sein. Letztlich ist es Aufgabe der Politik, für die Sicherheit der Bürger zu sorgen und die Polizei dazu zu befähigen. Das Innenministerium sagt, die Bekämpfung der Einbruchskriminalität habe oberste Priorität. Gleichzeitig schießen die Zahlen aber in die Höhe und die Polizei beklagt Mangelwirtschaft. Stimmig ist das nicht. Eine schnelle Lösung für die Einbruchskriminalität ist nicht zu erwarten. Insofern liegen die Polizeibehörden mit dem Radar ganz richtig. Immerhin zeigt er ganz ungeschönt, wie sicher oder unsicher es aktuell in der eigenen Stadt ist.

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