Meinung Die jüngsten Kriminellen brauchen eine Perspekive

Der sogenannte Foltermord an einem 20-Jährigen, der 2006 in der Justizvollzugsanstalt Siegburg eingesessen hatte und von jungen Mitgefangenen grausam getötet worden war, hat zu einigen Konsequenzen geführt.

Dieser Fall hatte nicht nur die Bevölkerung erschüttert, auch Politiker aller Fraktionen wurden wachgerüttelt. Allen war klar: Es musste dringend etwas getan werden, um ein solches Drama in Zukunft zu verhindern.

Allerdings waren nicht alle Versuche von Erfolg gekrönt. Ein negatives Beispiel ist das Jugendgefängnis in Wuppertal-Ronsdorf. Als Vorzeige-Knast geplant, wurde die Haftanstalt seit deren Eröffnung im Jahr 2011 von diversen Skandalen erschüttert. Gefangene nahmen sich das Leben, eine Justizangestellte auch, Schlägereien wurden publik und vor Kurzem hat ein Häftling einen Mitgefangenen mutmaßlich erwürgt. Was nützen schon Einzelzellen und eine Palette von Förderangeboten, die offenbar nicht vernünftig umgesetzt werden (können)?

Ein Gegenbeispiel ist das Präventionsprogramm „Kurve kriegen“, das sich allerdings mit einer anderen Altersgruppe befasst. Während im Jugendgefängnis der Bergischen Metropole Insassen zwischen 14 und 24 Jahren einsitzen — bei manchem ist in diesem Alter schon jede Hoffnung verloren — , setzt „Kurve kriegen“ bei den jüngsten Kriminellen an. Im Alter von acht bis 13 Jahren sollte es eher möglich sein, den Nachwuchs auf legale Bahnen zurückzuführen. Was früher undenkbar gewesen wäre, haben die Behörden verstanden: Selbst Kinder können — ungebremst — einiges auf dem Kerbholz haben. NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kann eine Erfolgsquote von 40 Prozent vorweisen. Jeder vierte junge Kriminelle in dieser Altersgruppe hat es nach mehrjährigen Trainings geschafft, mindestens sechs Monate nicht mehr straffällig zu werden. Ist das ein Erfolg? Zunächst einmal ja, aber nachhaltig wird er erst, wenn man den jungen Menschen eine Perspektive und gibt, ihr Leben in legalen Bahnen zu führen.

Gerade Jugendliche, die vom Elternhaus nicht gefördert und unterstützt werden, müssen schon viel Einsatz und Ausdauer mitbringen, um eine vernünftige Schul- und Berufsausbildung zu bekommen. Da beginnt der Teufelskreis. Es ist leider für viele offenbar einfacher, das Recht des Stärkeren durchzuprügeln, anstatt sich auf den Hosenboden zu setzen und Deutsch oder Mathe zu pauken

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