Meinung Die CSU hat’s übertrieben

Warum konnte Horst Seehofer so gottgleich handeln wie er handelte? Minister öffentlich in den Senkel stellen, mit Karrieren spielen, Partei und Öffentlichkeit zum Narren halten? Weil er dachte, seine Partei mache alles mit.

Und warum machte seine Partei, die CSU, tatsächlich so lange alles mit? Weil sie dachte, sie sei mit den Jahrzehnten so unentbehrlich geworden, dass sie ihren Wählern alles zumuten könne. Bayern gleich CSU und CSU gleich Seehofer.

Da haben sich welche selbst besoffen geredet auf ihren Aschermittwochskundgebungen. So sinkt die CSU weiter in der Gunst der Wähler. Kurz vor der Entscheidung zur Zukunft von Parteichef Horst Seehofer herrscht in der CSU Chaos. Die 37 Prozent in der jüngsten Umfrage zeigen, dass mindestens der eine Teil der Gleichung nicht mehr stimmt, und am kommenden Montag, wenn die Landtagsfraktion ihr Votum abgibt, auch der andere nicht mehr. So was kommt von so was. Horst Seehofer hat’s übertrieben, die CSU hat’s übertrieben.

Inzwischen kann man ja nicht mehr sagen, dass das Land allein wegen der CSU so erfolgreich ist. Die hatte zwar jahrzehntelang ihre Verdienste, aber inzwischen muss man sagen, dass Bayern trotz der CSU so brummt. Und es ist ja nicht nur der Diadochenkampf Seehofer versus Söder, der eine Lähmung jeder kreativen Landespolitik bedeutet. Es sind auch spinnerte, unmoderne Ideen wie das Betreuungsgeld, die Ausländermaut, die Obergrenze, die Ablehnung von Windkraft, das Beharren auf dem Diesel, die antieuropäischen Töne.

Wer sich ein bisschen umhört, gerade in den erfolgreichen Regionen, nicht nur in München, hört, dass Tradition ja schön und gut sei, dass man es aber auch übertreiben könne. Mehr Laptop, weniger Lederhose. Der CSU täte ein Koalitionspartner gut. Ein Koalitionspartner? Ach was, zwei.

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