Der Euro-Raum ist zu rasch gewachsen

Die Turbulenzen erschüttern den ganzen Kontinent

Pleite gehen wird Griechenland nicht. Zumindest diese Endzeit-Spekulationen sind übertrieben. Aber das, was kommen wird, ist schlimm genug. Denn jeder weiß, dass Athen seine Schulden niemals bezahlen kann. Also ist es richtig, dass die Staaten der EU seit Mittwoch das berühmte Ende mit Schrecken anstreben, statt eine Hinhaltetaktik zu fahren. Wahrscheinlich gibt es zum Tabubruch Schuldenerlass keine Alternative. Die Griechen müssen dann nur noch rund die Hälfte ihrer Kredite zurückzahlen. Für den Rest Europas ist das bitter und teuer. Doch wenn man es nicht tut, wird alles nur noch bedrohlicher.

Immerhin besteht die Hoffnung, dass solch ein harter Schuldenschnitt die Lage beruhigt. Denn die Aufregung basiert zwar auf objektiven Zahlen, aber eine größere Rolle spielen Spekulationen und Emotionen. Aus ihnen könnte ein wenig die Luft rausgenommen werden. Doch auch das Gegenteil ist möglich: Portugal, Spanien, Irland, Belgien und sogar das relativ große Italien wackeln. Was geschieht, wenn bei all diesen Ländern ebenfalls ein Schuldenerlass diskutiert würde? Europa käme in extreme Not. Und die Bürger würden um den Wert ihrer Ersparnisse bangen.

Trotz dieses Risikos muss die Politik schnell und transparent agieren. So wie bislang die wahren Dimensionen und Bedrohungen herunterzuspielen, ist spätestens jetzt falsch. Sogar, falls es nach den jüngsten Entwicklungen sinnvoll erscheint, den Griechen nicht nur ihre Schulden zu erlassen, sondern sie zu bitten, die Drachme wieder einzuführen, sollte man das laut sagen. Wir können sicher sein, dass entsprechende Pläne längst in irgendwelchen Schubladen liegen.

Angesichts solcher Gedanken wird der Hauptfehler des Euros klar: Er ist viel zu schnell in viel zu vielen Ländern, die dazu gar nicht reif waren, eingeführt worden. Diesen Staaten hat man damit auch keinen Gefallen getan, weil sie damit das beliebte Instrument Abwertung verloren und somit international nicht mehr mithalten können. Ein anfänglicher kleinerer Währungsverbund mit Deutschland, Frankreich und einigen Nachbarländern, die schon vorher an die Mark gekoppelt waren, wäre sinnvoller gewesen. Dieser hätte später dosiert wachsen können.

Doch das Rad lässt sich leider nur schwer zurückdrehen.

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