Der Elefant im Porzellanladen

Peer Steinbrück vergreift sich im Wahlkampf im Ton

Der Mann ist unbeherrscht und unbeherrschbar. Peer Steinbrück tut anscheinend alles dafür, dass es künftig keine rot-grüne Bundesregierung geben wird. Dabei soll er sie als Kanzler anführen. Doch der bisweilen arrogant wirkende Hanseat hat dazu offenbar nicht das Format. Nach seiner unmöglichen Äußerung zum Wahlergebnis in Italien traf es nun Bundeskanzlerin Angela Merkel. Den Italienern bescheinigte er seinerzeit, zwei Clowns gewählt zu haben, nämlich den Komiker Grillo und den Medienzaren Berlusconi. Der Kanzlerin aus Mecklenburg-Vorpommern attestierte er nun, keine Leidenschaft für Europa zu haben, weil sie ja aus dem Osten stamme — wofür sie aber nichts könne. Den scheinbar streichelnden Nachsatz hätte Steinbrück sich auch sparen können. Denn kaum, dass die Worte seinen Mund verlassen hatten, klirrte das Porzellan im Politladen. Steinbrück, der Elefant, hat getrötet.

Nun ist Angela Merkel in der Europapolitik sicher kein Vergleich zu Helmut Kohl. Gerade dessen Bekenntnis zu einem vereinten Europa, in dem Deutschland gleichberechtigtes Mitgliedsland sein soll, hat die Wiedervereinigung überhaupt erst möglich gemacht. Merkel hätte also auch aus sehr persönlicher Sicht allen Grund dazu, die EU und ihre Grundideen zu erhalten und zu fördern. Sie macht es auch, aber sie tut es leise, berechnend, ohne die glühende Leidenschaft, mit der Kohl seinerzeit die Hand des französischen Sozialisten Francois Mitterand ergriff.

Merkel ist Pragmatikerin. Außerdem ist sie Physikerin, Naturwissenschaftlerin, Vertreterin einer Spezies also, die weniger von Spontaneität und Extrovertiertheit lebt als vielmehr vom Beobachten und Erkennen. Deswegen denkt sie Probleme vom Ende her. Mit ihren ostdeutschen Wurzeln hat das rein gar nichts zu tun.

Umso plumper ist der Versuch Steinbrücks, seine scheinbar übermächtige Gegnerin mit persönlichen Angriffen in die Knie zwingen zu wollen. Im Osten braucht dieser Kanzlerkandidat sich nicht mehr blicken zu lassen. Und mit der Kanzlerschaft wird es auch nichts, wenn Steinbrück sich nicht besinnt oder seine Berater ihn nicht bald in den Griff kriegen.

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