. . . denn der Fußgänger hat keinen Airbag

Verschärfte Kontrollen beim Blitz-Marathon sind richtig

Ein Zyniker, der den bevorstehenden bundesweiten BlitzMarathon kritisiert, könnte argumentieren: Vor 30 Jahren gab es jährlich weit mehr als 10 000 Todesopfer im Straßenverkehr.

Seither ist die Zahl kontinuierlich gesunken. 2012 waren es nur noch 3600. Warum muss man Tausende Polizisten in einen Großeinsatz schicken?

Nur 3600? Es geht um 3600 Leben und eine weit größere Zahl von Menschen, die einen Angehörigen oder Freund für immer verloren haben. Es besteht keinerlei Anlass, sich mit der durch verbesserte Fahrzeugtechnik und Verkehrskonzepte reduzierten Zahl zufriedenzugeben.

Angesichts dessen erscheint es doch als gar zu kleine Münze, wenn die CDU-Opposition mit Blick auf den für den Blitz-Marathon erforderlichen Polizeieinsatz sagt, der Innenminister solle lieber mehr gegen Einbruchsdiebstahl tun.

Wer die Sache als PR-Gag eines NRW-Ministers bezeichnet, blendet aus, dass die bundesweite Ausdehnung der in NRW bereits viermal durchgeführten Aktion von allen Innenministern der Länder befürwortet wird.

Kritiker sagen, dass Raser während des Blitz-Marathons 24 Stunden lang auf die Bremse treten, um dann wieder Gas zu geben. Doch wer so argumentiert, missversteht die Absicht, die hinter der Aktion steht: Sie soll das Thema ins Bewusstsein der Menschen bringen.

Deshalb wird das Vorhaben auch nicht etwa dadurch konterkariert, dass die Kontrollstellen schon vor dem 10. Oktober auf den Internetseiten der Polizei und in Medien veröffentlicht werden. Dies zeigt gerade, dass den Autofahrern keine Falle gestellt werden soll, um sie abzukassieren. Sondern dass es um die Sensibilisierung für dieses wichtige Thema geht.

Mit alltäglichen Einzelkontrollen erwischt man einzelne Raser, mit einer solchen Aktion hingegen bringt man das Thema in alle Köpfe. Der Blitz-Marathon soll deutlich sichtbar sein — eine für manch einen dringend notwendige Verkehrserziehung.

Der Autofahrer mag sich wegen immer besserer Sicherheitstechnik verleitet fühlen, Tempolimits nicht so ernst zu nehmen. Doch der Radfahrer oder Fußgänger, den er mit seinem „Ich-will-Spaß-Ich-geb—Gas Gehabe“ gefährdet, hat nun mal keinen Airbag.

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