Meinung Das unausweichliche Sterben der Bankfilialen

Das Geschäft mit dem Geld erlebt einen radikalen Wandel. Wer Bares braucht, geht zum Automaten. Wer was zu überweisen hat, tippt die Zahlen in den Computer oder das Handy. Und wer bietet den besten Zins beim Tagesgeld oder Top-Konditionen beim Ratenkredit?

Das Geschäft mit dem Geld erlebt einen radikalen Wandel. Wer Bares braucht, geht zum Automaten. Wer was zu überweisen hat, tippt die Zahlen in den Computer oder das Handy. Und wer bietet den besten Zins beim Tagesgeld oder Top-Konditionen beim Ratenkredit?

Immer mehr Menschen gehen mit solchen Fragen nicht zum Berater bei ihrer Bank oder Sparkasse. Sie suchen stattdessen im Internet nach Antworten. Und werden fündig. Online geht alles. Auch das Anlegen oder Leihen von Geld. Das Sterben der kleineren Filialen ist unausweichlich, weil wir Kunden mit den Füßen so abstimmen.

Wegen ihrer tiefen Verwurzelung in den Kommunen sind insbesondere für Sparkassen Schließungen aber nicht einfach. Bürger protestieren gerade auf dem Lande. Und Lokalpolitiker reagieren allergisch, weil sie Sparkassen-Filialen als Teil einer attraktiven Infrastruktur betrachten.

Die Gewerkschaft Verdi liefert sogar gute Argumente gegen das Filialsterben. Denn obwohl die Sparkassen und Genossenschaftsbanken das dichteste Netz an Geschäftsstellen unterhalten, stimmt der Profit. Der Druck zur Senkung der Kosten durch das Aus für teure Zweigstellen ohne Kunden hält sich also in Grenzen.

Was Verdi allerdings unterschlägt, ist der unschöne Blick auf die nächsten Jahre. Denn die negativen Folgen der Niedrigzinspolitik sind in den Büchern der Institute noch längst nicht mit voller Wucht angekommen. Jedes auslaufende Darlehen und jede auslaufende Geldanlage kann nur noch zu Zinssätzen erneuert werden, die den Gewinn merklich schrumpfen lassen. Etliche Zweigstellen können dann nicht mehr durchgefüttert werden.

In einem Punkt liegt die Gewerkschaft Verdi mit ihrer Analyse des Geldgewerbes aber auch langfristig richtig: Die Qualität der Beratung wird für den Erfolg einer Bank entscheidend sein. Ob in der Internet-Filiale, am Telefon oder im persönlichen Kontakt — wenn die Bank das liefert, was der Kunde will, kann das Geschäft funktionieren. Vor allem bei den Themen Altersvorsorge, Geldanlage und Baufinanzierung bietet sich den Geldhäusern die Chance, mit gut geschultem Personal zu punkten.

Dass die Branche dabei besser geworden ist, zeigt die jüngste Untersuchung von Stiftung Warentest. Allerdings waren die Ergebnisse vor fünf Jahren auch erbärmlich schlecht. Viel Luft nach oben gibt es offenkundig bei den Anlageempfehlungen. Bausparverträge oder Rentenversicherungen passen nun mal nicht, wenn der Kunde bei Bedarf schnell an sein Geld will.

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