Meinung Besser wäre die generelle Umstellung auf G 9

Dass eine überwältigende Mehrheit insbesondere unter den Eltern schulpflichtiger Kinder eine Abkehr vom Turbo-Abi wollte, das war schon in Zeiten von Rot-Grün klar. Und doch lavierte die Vorgängerregierung bei dem Thema.

Meinung: Besser wäre die generelle Umstellung auf G 9
Foto: Sergej Lepke

Eben das dürfte zu ihrer Abwahl beigetragen haben. Insofern zeichnet sich die jetzige FDP-Schulministerin Yvonne Gebauer durch ein zu Recht nicht überstürztes, aber dann doch entschlossenes Handeln aus.

Natürlich warten bei diesem Großprojekt noch jede Menge Probleme auf ihre Lösung. Angefangen von dem Einlösen des Versprechens, dass die Kommunen nicht auf den Kosten sitzen bleiben, die ihnen durch neue Schulgebäude oder Räume entstehen. Bis zu dem Problem, dass es im Jahr 2026 infolge der Umstellung nur wenige Abiturienten geben wird. Mit der Folge, dass Schulabgänger an den Unis, im Handwerk oder in sonstigen Wirtschaftsbereichen fehlen. Aber das ist logische Konsequenz der Umstellung. Das kann die Opposition der Ministerin nicht vorhalten. Diese (oder ihr Nachfolger) muss die Sache halt in Kooperation mit den Betroffenen managen.

Triftigeren Grund zur Kritik gibt es mit Blick darauf, dass das Gesetz zur Umstellung die Sache am Ende noch komplizierter macht, als sie sein müsste. Statt nun einheitlich und flächendeckend im Land auf G 9 umzustellen, wird nur eine Leitentscheidung getroffen. Die Debatte um die weiterhin mögliche Beibehaltung von G 8 wird nach unten verlagert — auf die Ebene jedes einzelnen Gymnasiums. Dort entscheiden die aktuellen Schulkonferenzen über das Wohl und Wehe auch künftiger Schülergenerationen. Statt zwei Subsysteme des Gymnasiums — G 8 und G 9 nebeneinander — aufrechtzuerhalten, hätte man dem Wunsch einzelner begabter Schüler nach einem schnelleren Tempo durch eine Überholspur auf dem G9-Gymnasium entsprechen können.

Doch die Schulministerin hält sich an die „Abarbeitung des Koalitionsvertrags“, wie sie es ausdrückt. Der Koalitionsvertrag ist aber keine Bibel. Niemand würde Schwarz-Gelb davon abhalten, eine nicht nur von Teilen der Opposition, sondern auch von zahlreichen Verbänden (Städte- und Gemeindebund, Landeselternschaft, Gewerkschaften und anderen) geforderte einheitliche Umstellung vorzunehmen. Dass die Regierung dies verweigert, zeigt, dass sie doch noch zerknirscht dem alten Turbo-Abi nachtrauert.

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