Beschluss des EU-Parlaments: Überraschung für viele Geldanleger

Spötter behaupten, die Deutschen seien ihren Banken länger treu als ihren Ehepartnern. Doch das könnte sich bald ändern.

Denn am Freitag passierte im EU-Parlament etwas, das zwar angesichts der Kompliziertheit der Materie und auch wegen spröde formulierter Informationstexte viele nicht richtig wahrgenommen haben dürften, das aber für Geldanleger — auch solche mit kleinen Beträgen — und Banken die Welt verändern dürfte.

Die EU will dem Börsenhandel klare Grenzen setzen und strenge Regeln für den Anlegerschutz einführen. Und so wie es aussieht, wird sich Deutschland da nicht quer stellen. Im Gegenteil, hierzulande liegt sogar Vergleichbares in der Schublade.

Ein Teil der Pläne betrifft auf den ersten Blick nur Spekulanten. Doch wenn den Profis Obergrenzen bei einzelnen Aufträgen gesetzt werden und superschnelle Orders künstlich verlangsamt werden, ist das kein Insiderthema.

Jeder, der bei zu hektischen spekulativen Turbulenzen gesamtwirtschaftliche Schäden befürchtet, wird das erleichtert befürworten. Und wer ethische Bedenken hegt, wird auch den Plan der EU, der Spekulation mit Lebensmitteln Einhalt zu gebieten, Gutes abgewinnen.

Persönlich betroffen sind die meisten beim zweiten Teil der EU-Pläne. Da geht es um Provisionen, die Banken beziehungsweise deren Berater beim Verkauf von Finanzprodukten bekommen — und von denen die meisten Kunden nichts wissen. Wenn etwa jemand einen Riester-Vertrag oder einen Fonds-Sparplan abschließt, bekommen die Geldhäuser meist einmalig — oder auch während der gesamten Laufzeit — Vergütungen.

Solche versteckte Provisionen sind teilweise in anderen Ländern verboten oder müssen an die Kunden weitergegeben werden. Vielleicht wird es in Deutschland auch nur dazu kommen, dass die Kunden über diese Provisionen informiert werden müssen. Doch egal, wie drastisch die Änderungen ausfallen: Die meisten Kunden, die bislang fast blind ihrem Geldberater vertrauten, werden überrascht und irritiert sein.

Doch sie werden rasch lernen: Ihnen sitzt kein „Bankbeamter“ der klassischen Prägung mehr gegenüber, sondern jemand, der zwar beraten, aber vor allem etwas verkaufen will. Letzteres ist nicht ehrenrührig, es muss nur allen bewusst sein.

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