Benzinpreis: Spielball der Mineralölkonzerne

Der Spritpreis zieht zum Osterfest erwartungsgemäß wieder an

Mehr als zehn Jahre nach Einführung des Euro sollte die Zeit des Umrechnens eigentlich vorbei sein. Aber fast jeder, der mit der D-Mark aufgewachsen ist, multipliziert Preise in Gedanken immer noch mit 1,95583 beziehungsweise mit zwei. Und schon ist es kein großer Trost mehr, dass die Mineralölkonzerne zu Ostern nicht den üblichen ganz großen Schluck aus der Preispulle nehmen, sondern sich scheinbar mit moderaten Erhöhungen zufriedengeben wollen.

Aber der Schein trügt. Wenn Superbenzin in Deutschland im Durchschnitt derzeit 1,62 Euro kostet, dann ist das eine ganze Menge Geld. Der Gegenwert sind beispielsweise fast drei Liter Vollmilch, annähernd ein Pfund Butter oder fast ein Kilo Bananen. In der alten Währung ausgedrückt, sind es etwa 3,20 Mark — für einen Liter Benzin. Sollte noch jemand daran gezweifelt haben, dass Autofahren ein teures Unterfangen ist, dürfte diese Rechnung alle Zweifel beseitigen.

Die Politik hat das Thema als populär erkannt und versucht seit Jahr und Tag, dem Treiben der Ölkonzerne Einhalt zu gebieten. Demnächst soll die sogenannte Transparenzstelle den Preisanstieg stoppen. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass ihr das nicht gelingen wird. Das ist in diesem Fall nicht ganz so tragisch, weil es nicht zu den Aufgaben der Politik gehört, sich in die Preisbildung einzumischen. Angebot und Nachfrage regeln, was ein Produkt in Deutschland kostet. Das Verfahren hat sich über Jahrzehnte bewährt. Produkte, die ihren Preis nicht wert sind, werden billiger oder verschwinden letztlich vom Markt.

Doch das Verhältnis der Deutschen zu ihren Fahrzeugen gilt weithin als ungewöhnlich. Dafür spricht, dass Autofahrer aus sehr wahrscheinlich unbegründeter Angst vor Folgeschäden auf billigeren E10-Kraftstoff verzichten. Dennoch haben sie es in der Hand, sich von den Ölkonzernen nicht weiter schamlos in die Tasche greifen zu lassen. Wer etwa nicht jeden noch so kurzen Weg mit dem Auto zurücklegt, wer bei der Anschaffung eines Wagens auch dessen Verbrauch ins Kalkül zieht, wer sich die Fahrt zur Arbeit mit Kollegen teilt, wer zwischendurch auch einmal auf Bus und Bahn setzt, der kann den Preis für Treibstoff beeinflussen — besser als Transparenzstellen, besser als die Politik.

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