Meinung Bauchgefühl allein reicht beim DFL-Urteil nicht

Die Argumente der Befürworter klingen ja gut. Eine Liga, deren Hauptprotagonisten Millionen auf ihre Konten scheffeln, die heute Ferrari und morgen Porsche fahren, und deren Fans nun auch noch montags ins Stadion gehen sollen, damit der kommerzielle Rubel weiter rollt — einer solchen Liga kann man auch zumuten, sich bei Hochrisikospielen an den Mehrkosten für Sicherheit und damit für den Einsatz der Polizei finanziell zu beteiligen.

Aber kann man das wirklich? Aus dem Bauch heraus bewertet ist das alles richtig. Doch ums Bauchgefühl darf es bei dieser Sache nicht gehen, sondern ums Grundsätzliche. Denn wer beim Fußball auf Kostenbeteiligung für die Sicherheit pocht, stößt den ersten Dominostein um. Das hat das Oberverwaltungsgericht Bremen am Mittwoch mit seinem Urteil getan. Und dann kippt bekanntermaßen einer nach dem anderen. Niemand käme doch auf die Idee, bei einem Großereignis wie dem Münchner Oktoberfest die Kosten des Polizeieinsatzes auf die Bierzeltbetreiber abzuwälzen — den bajuwarischen Aufschrei möchte man sich auch gar nicht vorstellen, wenn deswegen die Maß Bier teurer werden würde.

Keine Frage, die Bundesliga ist eine unglaubliche Gelddruckmaschine, die sich immer mehr von den Fans und von dem, was den Fußball eigentlich ausmachen sollte, entfernt. Aber gleiches Recht für alle zumindest außerhalb der Stadien gilt auch für eine milliardenschwere Liga. Der Staat darf nicht nach Belieben aussuchen, wem er Sicherheit wann gewährt und wem nicht,. Ansonsten ist der nächste Schritt programmiert — und der wäre, dass nur noch derjenige umfassenden Schutz bekommt, der über das nötige Kleingeld verfügt. Die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit ist Aufgabe des Staates und muss es bleiben. Auch wenn dies teuer für Kämmerer und Finanzminister ist und belastend für die im Einsatz befindlichen Beamten.

Die Debatten, die viel dringender geführt werden müssen, sind zudem andere. Zum einen darüber, wie die Polizei in die Lage versetzt werden kann, ihre immer umfangreicheren Aufgaben tatsächlich zu erfüllen. Schlüssige Konzepte, wie es gehen soll, fehlen. Noch wichtiger ist aber eine Diskussion darüber, warum rund um die Stadien Gewalt an der Tagesordnung ist. Manche Fans müssen sich fragen, welche Verantwortung sie dafür tragen. Hier allerdings kommen die Vereine ins Spiel, auch mit Geld. Sie müssen ihre Präventionskonzepte verbessern. Das könnte dann wieder zu mehr Sicherheit führen — und zu geringeren Kosten für den Steuerzahler.

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