Meinung Bargeld-Obergrenze fängt nur die kleinen Fische

Bereitet die deutsche Regierung scheibchenweise das Aus für das Bargeld vor? Nein, so weit wird es wohl nicht kommen. Gerade die Deutschen hängen an Münzen und Scheinen — und nutzen sie nach wie vor überwiegend für Zahlungen.

Meinung: Bargeld-Obergrenze fängt nur die kleinen Fische
Foto: Sergej Lepke

Aber es zeichnet sich ab, dass auch in Deutschland ein Bargeld-Limit von 5000 Euro eingeführt werden könnte. Angesichts der Dimensionen, die Schwarzgeld-Geschäfte, Steuerhinterziehung, die Finanzierung von Terrorbanden und Geldwäsche inzwischen erreicht haben, ist es richtig, dass die Bundesregierung über Wege nachdenkt, diese Kanäle auszutrocknen. Ihr Argument: Mit einer Obergrenze hätten es Terroristen künftig deutlich schwerer, Geld für Anschlagspläne wie etwa in Paris zu bekommen.

Es wäre aber naiv zu glauben, dass sich allein auf diese Art die Finanzierung von Terrorbanden oder die Geldwäsche unterbinden lassen würde. Mit Bargeld-Obergrenzen werden eher die kleinen Fische gefangen. Die ganz großen aber, um die es eigentlich geht, finden weltweit andere Schlupflöcher. Bundesbank-Präsident Jens Weidmann, ein erklärter Gegner einer Bargeld-Obergrenze und einer Abschaffung des 500-Euro-Scheins, formuliert es treffend: „Glauben Sie, dass kriminelle Handlungen deshalb unterbleiben, weil es den 500-Euro-Schein nicht mehr gibt?“

Insofern hätte dieser Schritt wohl eher Symbolcharakter — und müsste flankiert werden von anderen Maßnahmen. So sollte die Bundesregierung etwa die Konten Krimineller viel eher und wirkungsvoller blockieren können. Ohnehin ist eine wirkungsvolle Taktik nur auf europäischer Ebene umzusetzen. Da aber mahlen die Mühlen meist langsam.

Verhängnisvoll wäre es zudem, wenn nun diejenigen die Oberhand gewinnen, die das Bargeld ganz abschaffen wollen. Doch die Befürworter wittern Morgenluft und bringen sich in Stellung. Deutsche-Bank-Chef John Cryan hat sich jüngst — nicht ganz uneigennützig — bereits eindeutig positioniert. Sein Credo: „Cash ist fürchterlich teuer und ineffizient“. Die Risiken, die mit einer Abschaffung des Bargelds einhergehen, wiegen indes schwer. Eine Welt ohne Bargeld ermöglicht die Kontrolle über sämtliche Zahlungsströme. Dass diese sensiblen Daten alle sicher verwahrt auf irgendwelchen Rechnern schlummern, dürfte ein Trugschluss ein. Damit würde einer neuen Form von Kriminalität Tür und Tor geöffnet.

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