Auf Wählerfang am rechten Rand

CSU will sich beim Thema Asylpolitik profilieren

Man tut bei der CSU gut daran, stets die Substanz hinter manchem Getöse zu prüfen. So auch bei den Vorschlägen zur Asylpolitik, die jetzt rechtzeitig zur Januarklausur in Wildbad Kreuth Schlagzeilen machen. Nichts davon ist neu.

Das Bundeskabinett hat erst Anfang Dezember unter Mitwirkung der CSU-Minister eine Beschleunigung der Anerkennungsverfahren beschlossen. Und drei Balkanstaaten, aus denen bisher viele Asylbewerber kamen, wurden unter Mitwirkung der Bundesländer zu sicheren Herkunftsländern erklärt. Winfried Kretschmann, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Vordenker bei den Grünen, hat dafür von seinen Leuten viel Prügel einstecken müssen.

Die Bayern versuchen den falschen Eindruck zu erwecken, sie steckten hinter diesen Beschlüssen. Sie seien die wahren Vorreiter im Kampf gegen den Asylmissbrauch. Viel mehr Beschränkung geht nach dem Grundgesetz gar nicht. Jeder Asylbewerber hat Anspruch auf eine ordentliche Prüfung. Die Ausnahmen, die man jetzt für Flüchtlinge aus Syrien und dem Irak macht, haben übrigens genau den gegenteiligen Sinn: Sie sollen diesen Menschen schneller den Flüchtlingsstatus verschaffen. Es geht eben nicht darum, sie schneller abzulehnen. Außerdem dürfen abgelehnte Asylbewerber nicht in Krisengebiete abschoben werden, was die Möglichkeiten auf diesem Feld sehr begrenzt. In der Praxis handhabt auch Bayern das nicht anders, weil das Gesetz es aus guten Gründen so vorschreibt.

Das neue Papier ist ein Aufguss von Beschlüssen, die die CSU auf ihrem Nürnberger Parteitag im Dezember fast wortgleich gefasst hat. Auch das zeigt: Es geht in erster Linie tatsächlich um das Getöse, um den medialen Widerhall. Man will Wähler am rechten Rand einfangen, indem man so redet wie sie.

Wohlgemerkt: Nur redet. Die Pegida-Organisatoren wird das trotzdem freuen. Ihre Positionen finden Gehör. Dabei verträgt sich das, was bei den Demonstrationen gesagt wird, weder mit dem christlichen Weltbild noch mit der Tradition der DDR-Bürterbewegung. Die Pegida-Treffen sind eine üble Karikatur der damaligen Montagsdemonstrationen.

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