Meinung Air Berlin-Insolvenz als abgekartetes Spiel

Die Insolvenz von Air Berlin kam mit Ansage. Seit Jahren hing die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft am Tropf des Aktionärs Etihad. Ohne das Geld aus dem Emirat wären die Flieger längst am Boden geblieben.

Meinung: Air Berlin-Insolvenz als abgekartetes Spiel
Foto: Sergej Lepke

Doch eine erfolgversprechende strategische Neuausrichtung war noch immer nicht in Sicht. Etihad hat die Lust am deutschen Partner verloren und wollte kein Geld mehr verbrennen. Einen neuen möglichen Investor störten die immensen Schuldenberge, die Air Berlin im Laufe der Jahre angehäuft hat. Und so könnte man im Zusammenhang mit der Air-Berlin-Pleite auch von einem abgekarteten Spiel sprechen.

Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, hatte längst ein Auge auf den Konkurrenten geworfen. Dass ausgerechnet der neue Chef von Air Berlin, Thomas Winkelmann, von der Lufthansa kam, dürfte kein Zufall gewesen sein. Die Teil-Übernahme von 38 geleasten Air-Berlin-Flugzeugen war nur ein Vorgeschmack darauf, was kommen könnte. Die Gelegenheit für die Lufthansa, sich einen ungeliebten Konkurrenten einzuverleiben, schien günstig — wenn da nicht dieser Schuldenberg gewesen wäre. Die Insolvenz löst das Problem und der Weg ist frei für eine Teilübernahme durch die Lufthansa.

So einiges an diesem abgekarteten Spiel stinkt zum Himmel. Air Berlin ist nicht unverschuldet in Not geraten, sondern durch jahrelange Managementfehler. Etihad hat dann zwar viel Geld in das Unternehmen gesteckt, doch jetzt, wo sich eine Lösung mit der Lufthansa anbahnte, lässt der Partner die deutsche Airline plötzlich fallen wie eine heiße Kartoffel. Zugesagte Millionenbeträge wurden einfach nicht überwiesen. Die Insolvenz? Unausweichlich. Ein Segen für die Lufthansa. Ein mieses Spiel.

Das wird noch mieser, denn jetzt kommen die Steuerzahler mit ins Boot. Air-Berlin-Flieger mitten in der Urlaubszeit, dazu knapp sechs Wochen vor der Bundestagswahl am Boden? Millionen gestrandeter Passagiere weltweit? Unmöglich. Und so zückt die große Koalition in schöner Einigkeit flugs 150 Millionen Euro Steuergeld. Damit die Urlauber und die Mitarbeiter, also die Wähler, vorerst beruhigt sind. Bundeswirtschaftsministerin Brigitte Zypries (SPD) zeigt sich derweil hoffnungsvoll, das Geld irgendwann wiederzusehen.

Es ist nicht Sache des Staates, privatwirtschaftliche Misswirtschaft aufzufangen. Den so vielen unrühmlichen Kapiteln der Air-Berlin-Geschichte wird ein weiteres hinzugefügt.

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