Konzert Westernhagens intimer Akustik-Zauber in Mönchengladbach

Trotz kleiner Startschwierigkeiten überzeugt der „Pfefferminzprinz“ mit einem stimmungsvollen Unplugged-Konzert.

Konzert: Westernhagens intimer Akustik-Zauber in Mönchengladbach
Foto: Mark Mocnik

Mönchengladbach. Eines muss man Marius-Müller Westernhagen lassen: Er versteht es auch extremen Bedingungen, sein Publikum in seinen Bann zu ziehen. Denn beim Unplugged-Konzert im Mönchengladbacher Sparkassen-Park meint es das Wetter nicht gerade gut mit dem 68-jährigen Rockbarden und seiner Band: „Das ist für mich auch das erste Mal“, wendet er sich entschuldigend an die Fans, als er schon nach wenigen Songs die Show plötzlich für einige Minuten unterbrechen muss. Grund für die Anlaufschwierigkeiten ist eine Unwetterwarnung. Überhaupt will anfangs nicht so richtig Ruhe einkehren auf den Rängen, der Sänger fühlt sich zu einem freundlichen Appell genötigt: „Kinder, wir wollen hier spielen, könnt ihr euch bitte hinsetzen?“

Doch wäre Westernhagen nicht seit über fünf Jahrzehnten im Geschäft, wenn er sich von ein paar Regenwolken so einfach erschüttern ließe. Markenzeichen Hut und eine markant-kehlige Stimme — darin ist sich der gebürtige Düsseldorfer Jung’ treu geblieben. Der große Wolkenbruch bleibt — abgesehen von ein paar Tropfen — schließlich aus und Westernhagen gelingt es im weiteren Verlauf doch noch, ganz ohne elektronischen Schnickschnack ein Konzert in intimer Atmosphäre und mit kraftvoller Wirkung auf die Bühne zu zaubern.

Seine größten Hits wie „Mit Pfefferminz bin ich dein Prinz“, „Es geht mir gut“ oder „Wieder hier“ kommen teilweise in einer beschwingten Country-Variante daher und entfalten in der Akustik-Version einen eigenwilligen Charme, dem man sich schwer entziehen kann. Aber auch neue Nummern von seinem aktuellen Album „Alphatier“ können live überzeugen. Gänsehaut kommt auf, als Westernhagen gemeinsam mit seiner Frau Lindiwe Suttle die gefühlvolle Ballade „Luft zum Atmen“ als Duett intoniert.

Westernhagen bleibt ein Künstler mit Ecken und Kanten und als solcher auch sensibel für das politische Weltgeschehen — auch das stellt er im Sparkassen-Park erneut unter Beweis. „Wir leben in Zeiten, in denen wir enger zusammenstehen und Rückgrat zeigen müssen“, macht er klar — und drückt eben dies in seinem Song „Liebe um der Freiheit willen“ aus.

Zweimal gelingt es den Fans am Ende des Konzerts schließlich, die Band mit anhaltendem Applaus wieder auf die Bühne zu locken. Gemäß der Tradition der MTV-Unplugged-Konzerte, bei denen die Künstler stets die Vorgabe haben, einen Song zu interpretieren, den sie nicht selbst geschrieben haben, verneigt sich Westernhagen musikalisch vor einem der ganz Großen: Er spielt „Heros“ von David Bowie. Spätestens da hält die Fans nichts mehr auf den Plätzen.

„Ich habe noch nie in Mönchengladbach gespielt. Aber ihr könnt mir ja beweisen, dass das ein Fehler war“, hatte Westernhagen zu Beginn neckisch bemerkt. Diese Mission haben die im Regen tanzenden Fans im Sparkassen-Park sicherlich auf ganzer Linie erfüllt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Liebe und Hass in der Vorstadt
Peter Kurth und Peter Schneider ermitteln im „Polizeiruf“ nach einem Kindsmord in Halle/Saale Liebe und Hass in der Vorstadt
Zum Thema
Aus dem Ressort