Warum Shakespeare heute ein Lieblings-Klassiker ist

Rainer Wiertz, der das Festival im Neusser Globe organisiert, kennt Inszenierungen aus der ganzen Welt.

Warum Shakespeare heute ein Lieblings-Klassiker ist
Foto: Marc Ingel

Neuss. Rainer Wiertz ist ein intimer Kenner von Shakespeares Werken, er muss es sein. Schließlich organisiert der Kulturreferent der Stadt Neuss im Sommer bereits das 24. Shakespeare—Festival im Globe-Theater auf der Rennbahn. Zwischen dem 19. Juni und 19. Juli treten Theatergruppen aus Bremen und Berlin, aus Großbritannien, Madrid und Ungarn auf, dazu gibt es Lesungen und Konzerte.

Warum Shakespeare heute ein Lieblings-Klassiker ist
Foto: D. Clemence

Herr Wiertz, woran liegt es, dass Shakespeares Stücke heute noch so beliebt sind, so gut die Menschen erreichen?

Rainer Wiertz: Ich denke, dass er Themen und Motive verarbeitet hat, die jeden Menschen in unterschiedlichen Phasen seines Lebens betreffen: Geburt, Tod, Liebe, Krankheit und Alter. Seinen Figuren hat er Eigenschaften mitgegeben, die wir haben beziehungsweise die wir haben sollten oder besser nicht haben sollten. Charakterzüge wie Geiz, Ehrgeiz, Milde sind uns einfach wohl vertraut.

Das funktioniert ja nicht nur in Westeuropa, sondern weltweit. In Neuss haben schon Gruppen aus Korea, aus Afghanistan und in diesem Jahr aus Ungarn gastiert.

Wiertz: Das ist ein großes Faszinosum — Shakespeare wird auch in Kulturen wie Japan, Argentinien und Russland sehr gut angenommen, die eigentlich eigene Mythen und eine eigene Geschichte haben. Bei den Truppen, die ich einlade, achte ich daher darauf, dass sie die eigenen Hintergründe mit ins Stück einbringen.

Wie wirkt Shakespeares extrem vokabelreiche Sprache heute?

Wiertz: Im englischen Original kommen die Stücke recht konservativ daher. Die Regisseure können ja auch nichts ändern, außer Passagen zu kürzen. Bei den jüngeren deutschen Übersetzungen hat man schon die Anmutung heutiger Sprache.

Wie weit reicht Shakespeares Wirkung?

Wiertz: Die offenen Strukturen seiner Stücke faszinieren nicht nur Film- und Theaterregisseure, sondern auch viele andere Künstler. Dieses Jahr haben wir eine Lesung mit Katharina Thalbach im Programm: „Wie er uns gefällt — Gedichte an und auf Shakespeare“. 220 Dichter haben sich Gedanken gemacht über einen Kollegen — wer schafft das schon? Die Zahl der Kompositionen und Gemälde zu Shakespeare kann man gar nicht mehr benennen.

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