Ulrich Erben: Wenn das Licht die Bilder malt

Ulrich Erben zeigt hundert Werke im Überblick.

Duisburg. 1968 lief Ulrich Erben beim Sternmarsch gegen die Notstandsgesetze mit. Er kam aus dem ruhigen Goch, wo er niederrheinische Landschaften gemalt hatte. Die Botschaft, die er mit der Demonstration verband, war im Grunde auf die eigene Kunst gerichtet, sagt er heute: Er wollte nicht länger figurativ arbeiten.

Noch im selben Jahr entstanden erste weiße Bilder, der Anfang zum Erfolg. Inzwischen gilt er als einer der wichtigsten abstrakten Künstler Deutschlands. Im Museum Küppersmühle zeigt er rund 100 Werke unter dem Titel „Lust und Kalkül“.

In den hohen Sälen gibt es zwei regelrechte Hingucker. Das eine ist eine Halogen-Installation, die er erstmals 1972 in der „Szene Rheinruhr“ in der Essener Grugahalle gezeigt hatte. Die Arbeit, bei der er eine unbemalte Leinwand hinter eine Gazewand gehängt und mit je einem Lichtstrahler von vorn und hinten „beschießt“, brachte ihm die erste Einladung des genialen Galeristen Alfred Schmela in Düsseldorf.

Die Sensation ist auch 40 Jahre später noch zu spüren. Erben malt nämlich mit Licht, dessen Reflexion und dessen Schatten er genau berechnet. Die Strahler sind so positioniert, dass der Betrachter meint, ein gemaltes Rechteck in den feinen Übergängen vom Dunkelgrau übers Hellgrau ins Weiß zu erleben. Erst wenn er seitlich hinter die Kulisse schaut, merkt er die Täuschung.

Die zweite Überraschung ist eine schwarze „Wandarbeit“ (1978): Erben hat eine Platte an der Wand fixiert und pechschwarz besprüht. Die Spritzer landeten auch auf der Wand und erzeugen einen schwarzen, vibrierenden Hof. Dazu passt ein neues Werk, für das der 71-Jährige mit Schwämmchen und Chinatusche durch flockigen Farbauftrag und freigelassene Räume eine feste Wand scheinbar in leichte Schwingungen versetzt.

Ulrich Erben liebt auch heute noch das Experiment, wie die Serie „Siria“ zeigt. Bei einem Besuch in Syrien war er begeistert vom tänzelnden Sonnenlicht über dem Wüstensand, das die Farben so leicht macht. „Siria“ lebt von den breiten Streifen, die die Farbe seitwärts abstrahlen.

Erben lebt im Düsseldorfer Medienhafen, als Nachbar von Günther Uecker. Sein Zweitsitz liegt in Bagnoregio bei Rom, dem Geburtsort des Mystikers Bonaventura. An ihm scheint sich Erben in seiner Kunst zu orientieren: „Der Reichtum aus Wenigem interessiert mich. Das hat auch ein großes meditatives Moment.“

Die Ausstellung im Duisburger Museum Küppersmühle, Philosophenweg 55, läuft bis 29. Jan. Mi 14—18 Uhr, Do—So 11—18 Uhr.

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