Studie: Der Oper geht die Jugend aus

Die Besucher werden immer älter. Doch die Häuser in der Region tun etwas für den Nachwuchs.

Düsseldorf. Bei den Besucherzahlen der Konzert- und Opernhäuser könnte es in den nächsten Jahren einen dramatischen Rückgang geben. Das sagt zumindest eine Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen voraus. Denn die Besucher werden immer älter.

Die Bevölkerung insgesamt sei in den vergangenen 20 Jahren im Schnitt um etwas mehr als drei Jahre gealtert, das Konzertpublikum alterte im gleichen Zeitraum um elf Jahre. Professor Martin Tröndle, Autor der Studie, macht sich Sorgen um die Zukunft der Konzerthäuser.

Er forscht seit Jahren auf diesem Gebiet. "Die Ergebnisse sind eindeutig", sagt Tröndle. Seinen Prognosen nach wird das Publikum in den nächsten 30 Jahren um mehr als ein Drittel zurückgehen. "Nur zwei Prozent der Bevölkerung besuchen Opern- und Konzert-Aufführungen überhaupt. Dieses Publikum wird einfach aussterben."

Zwei Ursachen sieht der Professor für die Alterung. Zum einen hätten viele Jüngere völlig andere musikalische Vorlieben. Rock- und Popmusik spiele die Hauptrolle, der Bezug zu klassischer Musik werde immer geringer.

Zum anderen gebe es eine falsche Verteilung der Mittel: Tröndle wirft der öffentlichen Kulturförderung vor, nur etwa ein Prozent der Musik-Gelder (insgesamt mehr als zwei Milliarden Euro) für Innovationen auszugeben. "Das standardisierte bürgerliche Konzertwesen mit der immergleichen Sitz-, Kleider- und Applausordnung dominiert den Musikbetrieb."

Er plädiert deshalb auch für mehr Wettbewerb. Staatliche und private Theater könnten sich mit Ausschreibungen um Fördergelder bewerben. "Ich möchte keine Streichung der Förderung für klassische Musik. Aber wir brauchen abwechslungsreichere Angebote", sagt Tröndle. Was nutze schon Kunst, die keiner besucht.

Auch das Einbeziehen von Jugendlichen sei schön und gut, betont Martin Tröndle. Und Aktionen wie "Jedem Kind ein Instrument" lobenswert. "Nur geht man davon aus, wenn Kinder möglichst früh ein Instrument lernen, dann werden sie später schon in die Konzerte gehen. Aber dafür gibt es keine Belege."

Widerspruch kommt aus den Häusern der Region. Das Problem des älter werdenden Publikums ist den Verantwortlichen zwar bewusst. "Aber wir haben frühzeitig angefangen, diesem Trend entgegenzuwirken", sagt etwa Martin Siebold, Sprecher des Theaters Krefeld/Mönchengladbach. Hier werden zwei Theaterpädagogen und eine Konzertpädagogin beschäftigt, die auf die Bedürfnisse jüngerer Zuschauer eingehen. Und Schüler werden zu "Theater-Scouts", die eine Verbindung zwischen der Schule und der Bühne herstellen.

Auch in Wuppertal handelt man. "Unser Musiktheater ,Odyssee’ etwa war speziell für die Zielgruppe Familie", sagt Sonja Weber, Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit. "Außerdem arbeiten wir eng mit Ballett- und Musikschulen zusammen. Ich glaube nicht an mangelnden Nachwuchs bei unserem Publikum."

In Düsseldorf freut man sich über den großen Zuspruch beim Programm für junges Publikum. "Sobald in diesem Bereich etwas investiert und angeboten wird, kommt unendlich viel zurück", sagt Tanja Brill von der Deutschen Oper am Rhein. Die Jugend-Produktion "Robin Hood" habe mehr als 9000 Besucher gehabt. "Und das waren nicht nur Pflichttermine für Schulen."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Unwiderstehliche Grusel-Revue
Acht Schauspiel-Talente begeistern im Düsseldorfer Doppelstück „Das Sparschwein/Die Kontrakte des Kaufmanns“ Unwiderstehliche Grusel-Revue
Zum Thema
Aus dem Ressort