Streifzüge durch Byzanz

Die Bundeskunsthalle in Bonn präsentiert Pracht und Alltag im Reich der alten Kaiser.

Bonn. Istanbul, die Königin der Städte am Schwarzen Meer, Kulturhauptstadt Europas, Ostrom des Mittelalters, hat eine Vergangenheit wie nur wenige Städte der Welt. Das zeigt eine spektakuläre Schau in der Bonner Bundeskunsthalle: "Byzanz, Pracht und Alltag". Sie stützt sich weniger auf die unvorstellbaren Kostbarkeiten im Topkapi-Palast und in den übrigen Museen und Kirchen der Türkei als auf jene Dinge, die die Kreuzritter 1204 aus der Stadt plünderten und nach Venedig oder Halberstadt verschleppten. Auch Funde aus den neuesten Grabungen in Kleinasien oder Klöstern Osteuropas werden präsentiert.

Byzanz war nicht nur Metropole, der Name bezieht sich auch auf ein Riesenreich, ein Bindeglied zu Persern, Kaukasus-Völkern, Arabern und Slawen. Die Stadt wurde 324 von Konstantin dem Großen gegründet und blieb unbesiegt bis zu jenem Osmanen Mehmet II, der 1453 die Stadt eroberte und die Islamisierung vorantrieb.

Die Hagia Sophia, bis zum Bau des Petersdoms die größte Kirche der Christenheit und zweifellos der schönste Kuppelbau der Welt - erbaut unter Justinian (527-565) - , lässt sich natürlich nur in bunten Fotos herbeizitieren. Aber in einigen Ikonen wird diese Mischung aus römisch-griechischer und orthodoxer Kunst, aus dem Geist der frühen Klöster und der Einflüsse des alten Persiens deutlich.

Ein sehr schönes Beispiel ist ein Doppelbildnis der Heiligen Sergius und Bacchus, mit dem Pantokrator als kleinem Medaillon zwischen den beiden Mandorlen (Aura um eine Figur). Die Gesichter sind stilisiert, in sich gekehrt. Die Ikone stammt aus Kiew, wo sich das orthodoxe Ritual am längsten gehalten hat.

Eine Kostbarkeit wurde aus dem Banat, der Gegend zwischen Ungarn, Jugoslawien und Rumänien, entliehen. Sie zeigt ein Goldgefäß als gehörnten Löwen. Auf dem Nacken ist die Mähne des Tieres kunstvoll plastisch gestaltet, ein Motiv aus der altpersischen Kunst. "Löwenmonster" nannte man diese Wesen, weil sie das Maul des Löwen und die Hörner des Stiers hatten.

Kurator Falko Daim, Generaldirektor des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz, betreut eine große Werkstatt. Hier wurde jenes byzantinische Kriegsschiff Dromone mit den vielen Ruderblättern und den Turmaufbauten für die Schlachten rekonstruiert. Auch ein Hippodrom ist als Modell aus dem Bode-Museum in Berlin zu sehen. Diese kolossale Rennbahn, deren Konturen überlebten, war zugleich Ort der politischen Auseinandersetzungen. Hier zeigte sich der Kaiser dem Volk.

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