Kultur So will NRW die freie Tanz- und Theaterszene besser fördern

Freie Tanz- und Theater-Ensembles bekommen mehr Geld vom Land NRW. Der Kulturministerin geht es aber nicht nur um mehr Zuschüsse.

Kultur: So will NRW die freie Tanz- und Theaterszene besser fördern
Foto: FFT/Kinder- und Jugendtheater Wuppertal

Düsseldorf. NRW-Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos) scheint positive Nachrichten aus ihrem Haus gerne in verdauliche Häppchen aufzuteilen: Knapp vier Wochen nachdem sie mehr Geld für die Förderung der 18 theater- und orchestertragenden Kommunen in NRW angekündigt hat, ist der Bereich der freien Tanz- und Theatergruppen an der Reihe. Also Künstler, die keine festen Träger wie eine Kommune hinter sich wissen.

Kultur: So will NRW die freie Tanz- und Theaterszene besser fördern
Foto: FFT/Kinder- und Jugendtheater Wuppertal

Bisher standen für sie insgesamt acht Millionen Euro Landesförderung zur Verfügung. Bereits in diesem Jahr werde der Betrag auf neun Millionen Euro aufgestockt, sagte Pfeiffer-Poensgen in Düsseldorf. Bis 2020 soll er auf 12,5 Millionen Euro pro Jahr steigen. Die Förderung war zuletzt vor sieben Jahren erhöht worden. Wie viel Bedarf es gibt, lässt sich nach Pfeiffer-Poensgen nur schwer beziffern. Nach einer Schätzung des Ministeriums gebe es in NRW zwischen 500 und 800 freie Tanz- und Theater-Gruppen. Diese würden zu „sehr “ unterschiedlichen Konditionen arbeiten — auch nach dem „Prinzip der Selbstausbeutung“.

Dabei seien sie laut Pfeiffer-Poensgen „Humus und Boden“ für die gesamte Szene in NRW. Es gehe aber nicht nur um mehr Geld, auch die Struktur der Förderung soll umgestellt werden. Mehr Transparenz, weniger Bürokratie und mehr Planungssicherheit seien die Ziele bei der Umstellung gewesen. Bei der bereits bestehenden institutionellen Förderung gebe es eine pauschale Erhöhung um 33 Prozent auf 7,4 Millionen Euro (von der letzten Erhöhung 2011 bis zum Ende der Legislaturperiode 2022). Hierbei werden 50 Theater- und Tanzensembles, Künstler und Festivals dauerhaft gefördert.

Eine sogenannte Ensembleförderung spaltet sich in vier Bereiche auf. Die „allgemeine Projektförderung“ ist nach Pfeiffer-Poensgen „inhaltlich für alle Anträge offen“. Durch sie wolle das Ministerium maximal 80 Projekte fördern. Sie umfasst 5000 bis 40 000 Euro und gilt für 12 bis 24 Monate. Die Vergabe werde durch die NRW-Landesbüros Freie Darstellende Künste und Tanz geregelt. Neu ist die sogenannte Konzeptionsförderung für 35 dauerhaft in NRW arbeitende Künstler und Ensembles, die auf drei Jahre ausgelegt ist und zwischen 25 000 und 50 000 Euro pro Jahr beträgt.

Nach Harald Redmer, Geschäftsführer des NRW Landesbüros Freie Darstellende Künste, ist das ein Schritt näher an die Arbeitsweise freier Künstler heran. Nach Jahren, in denen nur einzelne Projekte gefördert worden seien: „Die Szene hat bisher ja immer nur Geld gekriegt, wenn es was Neues geben sollte.“ Auch daher würden freie Tanz- und Theaterleute in der Regel nur von einem bis zum nächsten Projekt denken.

Eine Weiterentwicklung bereits fertiger Produktionen habe es aus diesem Grund selten gegeben, so Redmer. Da bereits fertige Produktionen mit der neuen Förderung länger gezeigt werden könnten, könne auch Geld gespart werden.

Bei der sogenannten Spitzenförderung werden 20 statt bisher zehn Ensembles über drei Jahre mit 80 000 Euro pro Jahr unterstützt. Neu ist auch die Exzellenzförderung, mit der die Kulturministerin Ensembles unterstützen möchte, die drei Mal erfolgreich die Spitzenförderung erhalten haben.

Aus Düsseldorf wechsele etwa noch in diesem Jahr die Kompanie um Ben J. Riepe und das Kölner Ensemble „Mouvoir“ von Stephanie Thiersch in diese Förderungsklasse, die ebenfalls auf drei Jahre ausgelegt ist und jährlich 100 000 Euro bringt.

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