Senta Berger und Cornelia Froboess: „Die Vertrautheit ist immer noch da“

Senta Berger und Cornelia Froboess standen nach 50 Jahren wieder gemeinsam vor der Kamera. Ein Gespräch über alte Zeiten.

 Senta Berger und Cornelia Froboess: „Die Vertrautheit ist immer noch da“
Foto: dpa

München. Es ist jetzt mehr als ein halbes Jahrhundert her, dass Senta Berger (72) und Cornelia Froboess (70) zum ersten Mal gemeinsam vor der Kamera standen. Damals, Anfang der 1960er Jahre drehten die beiden gemeinsam mit Johannes Heesters den Film „Junge Leute brauchen Liebe“. In dem ARD-Film „Almuth und Rita“ (heute 20.15 Uhr) stehen die beiden wieder gemeinsam vor der Kamera. Im Interview erinnern sie sich, wie es damals war — und erzählen, was sich seither verändert hat.

Frau Berger, Frau Froboess, „Almuth und Rita“ ist ein Film über eine nicht ganz einfache Freundschaft. Warum wollten Sie da mitspielen?

Senta Berger: Ich fand die Konstellation schön, die diese Geschichte hat: Zwei Frauen, die sich in ihren jeweiligen gesellschaftlichen Klassen befinden und jede Menge Vorurteile ansammeln gegen die andere Klasse und die andere Frau. Wie das dann aufbricht - das hat mir gut gefallen. Die Kraft und die Intuition und die Lebensfreude von Rita — dem kann sich niemand entziehen. Auch Almuth nicht, obwohl sie es nach Kräften versucht. Cornelia Froboess: . . . mehrfach!

Berger: Ja, immer wieder. Das finde ich sehr schön, wie das kippt und sich umdreht. Und irgendwann stellt sich dann auch das Gefühl ein, dass auch Almuth Rita etwas zu geben hat — und seien es nur Gespräche, die sie zu Hause nicht führen kann. Das ist eine seltene Geschichte, so etwas wird nicht so oft erzählt. Froboess: Das Drehbuch war natürlich toll, aber für mich war entscheidend, wer die Almuth ist. Ich hätte das nicht so ohne weiteres mit einer mir völlig Fremden gespielt. Die hätte ich erst vor dem Drehen kennenlernen müssen.

Warum war es Ihnen so wichtig, dass die Frau Berger Ihr Gegenpart ist?

Froboess: Es ist sicher im Film oder im Fernsehen anders als am Theater, aber es ist für mich immer ganz wichtig, dass man dem anderen nix beweisen muss, sondern dass man auch seine Schwächen zugeben kann. Und das ist natürlich etwas einfacher, wenn man sich kennt und nicht in einen blöden Konkurrenzkampf treten muss.

Berger: Unter intelligenten Menschen gibt es so etwas heutzutage auch gar nicht mehr. Froboess: Das gibt es nicht mehr? Oh, das hab ich aber anders erlebt . . .

Berger: In jedem Fall war es schön, dass wir uns kannten und vertrauen konnten. Wir sind beide sehr kurzfristig in dieses Projekt eingestiegen, aber die Vertrautheit aus Jugendtagen ist immer noch da. Auch wenn wir uns jahrelang nicht gesehen haben, so etwas hält.

War immer klar, wer von Ihnen welche Rolle spielt?

Froboess: Für mich war schon klar, dass ich die Rita bin — schon wegen des Berliner Dialekts. Berger: Rita ist eine Bombenrolle. Aber auf Berlinerisch hätte ich sie nicht spielen können. Das musste schon eine echte sein, eine Kleine, Flinke, die schnell redet. Ich hätte das so nicht spielen können. Du kannst diese Geschichte nicht mit einem Wiener Dialekt spielen — das wird eine ganz andere Figur. Das wird doch sehr langsam alles.

Froboess: Obwohl das sehr schön ist! Das musst Du noch mal machen. Ich liebe es, wenn Du Wienerisch sprichst.

Was glauben Sie, für wen der Film ist? Für wen haben Sie gespielt?

Berger: Das kann man sich nicht überlegen. Man kann sich ja nur selber als Maßstab nehmen. Froboess: Und dann können wir nur hoffen, dass es die Leute interessiert.

Glauben Sie, dass so ein Film vor zehn, 15 Jahren möglich gewesen wäre? Viele Schauspielerinnen, die nicht mehr 20 sind, sagen, die Rollenangebote für sie seien in den vergangenen Jahren besser geworden . . .

Berger: Fernsehen ist ja kein Avantgarde-Medium. Im besten Fall kann es ein Spiegel der Gesellschaft sein und das Fernsehen kann die Stellung der Frau innerhalb der Gesellschaft reflektieren. Aber auch früher gab es gute Rollen. Ich bin schon bei „Kir Royal“ gefragt worden, wie es denn so ist als reife Frau. Und da war ich gerade 45. Ob die Rollen besser geworden sind, weiß ich nicht. Aber es gibt mehr Geschichten über Frauen in unserem Alter, weil Frauen in unserem Alter sie erleben und Zuschauer in unserem Alter diese Geschichten gerne sehen.

Frau Froboess, man sieht Sie heutzutage relativ selten im Fernsehen. Liegt es daran, dass es zu wenig gibt, was Ihnen gefällt?

Froboess: Ich muss zugeben, dass selten Angebote kommen wie dieses, bei denen ich sage: Ja, das ist es! Meistens ist es irgendeine vertrottelte Oma, die nur da sitzt und ein bisschen blöd daherredet. Dazu kommt natürlich, dass das Theater meine künstlerische Heimat ist und ich allein zeitlich nicht alles annehmen kann.

Es ist jetzt mehr als 50 Jahre her, dass Sie beide das letzte Mal zusammen vor der Kamera standen . . .

Berger: Furchtbar lange her. Wir haben damals eigentlich auch gar keine Szene miteinander gehabt, wir waren einfach nur zusammen in dem Film. Mir ist das noch so präsent. Es war Sommer und es war herrlich. Ich bin damals immer mit der Straßenbahn zum Dreh gefahren. Ich war ja niemand und wurde natürlich nicht abgeholt. Du hast die Hauptrolle gespielt.

Froboess: Ja, und man war ja so jung. Ich war da 17 oder so - und schau Dir heute mal die 17-Jährigen an. Das sind gewachsene Frauen. Wir sahen damals noch viel jünger aus als wir waren. Babyface. Wir waren damals noch Kinder mit 17.

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