Senta Berger spielt im Kino die Frau eines krebskranken Mannes und spricht über die Liebe und den Tod.

Senta Berger war in den 60er Jahren als Schauspielerin in Hollywood erfolgreich.
Horst OssingerSenta Berger war in den 60er Jahren als Schauspielerin in Hollywood erfolgreich.
Frau Berger, in dem neuen Kinofilm „Satte Farben vor Schwarz“ gibt es in der eingespielten Ehe von Anita und Fred subtile Spannungen. Anita nervt etwa, wie ihr Mann laut die Butter auf seinen Toast kratzt. Ist das bei einer so langen Beziehung normal?
Berger: Das gehört dazu. Es ist ja eigentlich eine ziemlich durchschnittliche Ehe, die hier beschrieben wird. Und das Kratzen auf dem Toast nervt, aber es kratzt nicht wirklich an der Liebe, die sie immer noch füreinander haben, auch eine große Zärtlichkeit. Das Kratzen des Toastes beschädigt nicht das Gefühl, das über all dem immer noch da ist: die Verbundenheit.
Worin besteht diese Verbundenheit?
Berger: Ich glaube nicht, dass eine immer gleich starke Verbundenheit bestehen kann über all die Jahrzehnte hinweg. Jeder Tag ist anders, unsere Stimmung, der Alltag bricht ein, muss verarbeitet werden, Kinder bereichern einen und stören ab und zu. Zweisamkeit kann nicht immer so harmonisch und idyllisch sein wie in den ersten Monaten und Jahren. Ich glaube, dass man in jedem erwachsenen Leben Kompromisse schließen muss, es sei denn, wenn damit die eigene Vorstellung von Leben beschädigt wird, die eigene Freiheit.
Sie haben durch ihre Ehe mit Michael Verhoeven selber Erfahrung mit einer so langen Beziehung.
Senta Berger (* 13. Mai 1941) war in den 60er Jahren als Schauspielerin in Hollywood erfolgreich. Von 1969 an spielte sie in Europa in Filmen und am Theater. Sie ist seit 1966 mit dem Regisseur und Filmproduzenten Michael Verhoeven verheiratet. Sie haben zwei Söhne: Simon Vincent (38, Schauspieler und Regisseur) und Luca Paul (31).
In dem Film „Satte Farben vor Schwarz“ (Kinostart: 13. Januar) spielen Senta Berger und Bruno Ganz ein Ehepaar, das seit fast 50 Jahren verheiratet ist. Dann erkrankt Fred an Krebs.
Berger: Ich höre natürlich öfter die Frage „Wie machen Sie das? Wie haben Sie das immer geregelt?“. Ich hasse dieses Wort „geregelt“, weil ich finde, man kann sein Leben gar nicht regeln. Im Zusammenleben sind Prinzipien dazu da, dass man sie bricht, wenn es notwendig ist. Man muss sich immer wieder finden wollen. Ich hasse auch das Wort „eine Beziehung muss erarbeitet werden“. Das klingt so nach Mühsal und nach sich überwinden und Disziplin. Das ist es nicht!
Sondern?
Berger: Ich muss dem anderen die Selbstachtung lassen, ich muss mit Worten respektvoll umgehen. Ich glaube, das hilft, auch wenn das nur ein äußeres Gerüst ist. Aber wenn Du den anderen nicht begehrst, anziehend, interessant findest, dann kannst du dir so viel vornehmen wie du willst, es wird irgendwann eine Ödnis eintreten, an die man sich natürlich auch gewöhnen kann. Es gibt ja 50 Jahre alte Ehen, die schlecht sind, aber jeder hat sich eingerichtet.
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