Schubert, der die Seele streichelt

Preisträger Radu Lupu verzaubert beim Klavierfestival Ruhr.

Mülheim/Ruhr. Wenn sich der rumänische Pianist Radu Lupu (66) ans Klavier setzt, scheinen technische Fragen keine Rolle mehr zu spielen. Anstrengungen merkt man ihm nicht an. Der bärtige Herr mit den langen grauen Haaren strahlt stoische Ruhe aus, auch wenn es etwa in der späten A-Dur-Sonate von Franz Schubert etwas wilder zur Sache geht.

In der Stadthalle Mülheim, wo Lupu mit dem diesjährigen Preis des Klavierfestivals Ruhr ausgezeichnet wurde, fesselte der mehrfache Grammy-Gewinner mit einem Klavierspiel, das fernab jeder Selbstdarstellung die Stimmungen der Musik in den Mittelpunkt rückt. Um Hoch-Virtuoses von Liszt oder Rachmaninow macht Radu Lupu einen Bogen. Seine Kunst frönt nicht der Bravour, sondern der Poesie.

In Schuberts Sonate Nr. 21 und den Impromptus op. 142, die auf dem Programm stehen, kommt man mit reiner Fingerfertigkeit auch nicht sehr weit. Der Pianist muss den Flügel zum Singen bringen. Besonders schön gelingt Lupu das im 1. Impromptu, in dem es zu einem Wechselspiel zwischen Bass und Diskant kommt. Der rumänische Tasten-Poet gestaltet die Stelle so gesanglich, dass man schon glaubt, ein Duett zwischen Bariton und Sopran zu vernehmen.

Außer Schubert interpretiert Lupu ein Stück, das zum Schluss einen sportlich zupackenden Anschlag erfordert, Prélude, Choral et Fugue des Franzosen César Franck. Dort stößt er im Finalsatz etwas an die Grenze seiner Kraft.

Als Festival-Preisträger darf Lupu einen Stipendiaten für das nächste Jahr benennen: Seine Wahl traf den noch unbekannten 15-jährigen spanischen Klavier-Eleven Martín García.

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