Privatkanal entdeckt die Älteren

Sat.1 richtet sich mit seinem Ableger Gold an Zuschauer über 50.

Unterföhring. Sat.1 schickt am Donnerstagn um 20.13 Uhr seinen frei empfangbaren Ableger Sat.1 Gold auf Sendung — eine auf den ersten Blick überraschende Initiative. Denn jahrzehntelang haben die Privatkanäle auf die Zuschauer unter 50 Jahren gestarrt — angeblich war das die Zielgruppe, die die Werbekunden haben wollte.

Nun haben Sender und Werber tatsächlich gemerkt, dass auch Zuschauer über 50 Jahren nicht nur vorhanden, sondern auch solvent sind — danach lechzt die Werbeindustrie. Sat.1 Gold wendet sich explizit Zuschauern zwischen 49 und 64 Jahren zu.

ProSiebenSat.1 schließt damit nach Ansicht des Geschäftsführers Jürgen Hörner eine Marktlücke — nicht für die ältere, wie es bisher hieß, sondern für die mittlere Altersgruppe: „Wir sprechen eine große Zielgruppe an, die die Mitte der Gesellschaft bildet. Hier werden die wichtigen Entscheidungen für die Familie getroffen.“ Passenderweise gibt es zum Auftakt auch ein Mittelalterspektakel im Doppelpack: „Die Wanderhure“ und „Die Rache der Wanderhure“.

Positiv und harmonisch geht es nach Ansicht der Fernsehmacher bei den Zuschauern „in den besten Jahren“ zu. Als erstes wird allerdings deren Fähigkeit zur Selbstironie getestet, wenn das ältliche Puppenpärchen Waltraud und Stella ins Programm einführt. „Wir sind reif, reif, überreif“, trällern sie.

Die Köpfe des Ablegers sind vom Stammsender bekannt: Ulrich Meyer, seit 1995 mit seinem „Akte“-Magazin im Programm, öffnet nun auch die „Schicksals-Akte“ und die „Gesundheits-Akte“. Sat-1-Urgestein Gaby Papenburg präsentiert jeden Mittag die Sendung „Gesund und lecker“.

Es wird allerlei gekocht, geraten und reportiert. Doch die Senderverantwortlichen Katja Hofem, die bereits den Frauensender Sixx leitet, und Marc Rasmus halten ihre Gold-Zuschauer offenbar für recht vergesslich. Denn auf dem Programm stehen vornehmlich Wiederholungen von Serien wie „Edel und Starck“, romantischen Komödien wie „Ein Scheusal zum Verlieben“ und Shows wie „Die perfekte Minute“ mit Ulla Kock am Brink.

Zum anvisierten Marktanteil möchte ProSiebenSat.1 nichts sagen. Sprecherin Petra Dandl: „Das können wir nicht. Es gibt ja bisher keinen Vergleich.“

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