Porträt: Mehr als ein alter Fritz

Feldherr und Frauenhasser, Schöngeist und Reformer — Friedrich hatte viele Gesichter.

Potsdam. Ach, wer möchte den alten Fritz nicht alles vereinnahmen! Den einen gilt Friedrich II. als aufgeklärter Reformer auf dem Thron, andere bestaunen seine Leistungen als Feldherr und Anführer seiner Soldaten, was die Nationalsozialisten in Durchhalteparolen ummünzten. Wieder andere rühmen den feingeistigen Freund von Voltaire und Musikliebhaber.

Um den Preußenkönig Friedrich II. ( 24. Januar 1712 in Berlin — 17. August 1786 in Potsdam) ranken sich viele Legenden. Bekannt sind Abbildungen eines Königs von kleiner Statur mit auffallender Hakennase und weiß gepuderter Perücke. Sein Markenzeichen sind der Dreispitz mit Federn und der Uniformrock.

Dann gibt es Bilder vom Privatmann: Um seine Füße wimmeln Windhunde ( im Alter seine liebste Gesellschaft), er gibt ein Flötenkonzert in Gesellschaft. Frauen sind nicht zugelassen, die ihm angetraute Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern verbannt er zeitlebens nach Rheinsberg.

Doch im Hinterkopf sollte man immer behalten, dass sich Friedrich gern inszeniert hat und einer der erfolgreichsten PR-Strategen der Geschichte gewesen ist, wie Hartmut Dorgerloh sagt, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Womöglich eine Folge der Prügel-Erziehung seines Vaters und seines Lebenstraumas: Er muss als 18-Jähriger mitansehen, wie sein Freund und Adjutant Katte nach einem gemeinsamen Fluchtversuch enthauptet wird.

Friedrich ist ehrgeizig. Und er hat viele Entwicklungen angestoßen. Angehörige anderen Glaubens sind in Preußen willkommen. Er lässt sein Schloss Sanssouci bauen, Berlin bekommt ein Opernhaus, die katholische Hedwigskirche und den Dom. Ausgemusterte Soldaten werden mit Arbeit versorgt.

Er fördert das Gewerbe und kurbelt den Kartoffelanbau an — obwohl die Bauern sie nicht mögen. Er führt die Schulpflicht ein, setzt sie aber nicht durch. Die Folter schafft er nach der Thronbesteigung 1740 ab — außer für Mord, Landesverrat und Majestätsbeleidigung. Es soll keine Zensur geben — für Bücher aber doch. Vor allem leiden seine 1,6 Millionen Untertanen unter den blutigen Kriegen gegen Österreich, Frankreich und Russland.

Als „erster Diener seines Staates“, bezeichnet sich Friedrich II. gern, ist aber tatsächlich mehr Erster und weniger Diener. Doch unter dem ewigen Uniformrock schimmert auch durch, wie er sich an inneren und äußeren Widersprüchen nicht immer glücklich abgearbeitet hat.

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