Landeskulturbericht / Teil 1 NRW: Jeder Dritte geht in Theater oder Museum

Das Land legt seinen ersten Kulturbericht vor. Der detaillierte Überblick über die Szene spiegelt eine bundesweit einmalige Vielfalt wider.

Landeskulturbericht / Teil 1: NRW: Jeder Dritte geht in Theater oder Museum
Foto: Anna Schwartz

Düsseldorf. Etwa jeder dritte Nordrhein-Westfale besucht mindestens einmal im Jahr ein Theater, 37 Prozent mindestens einmal jährlich ein Museum und 31 Prozent mindestens eine Opern-, Ballett oder Tanzaufführung. 3,4 Millionen Menschen haben 2014 öffentliche (meist städtische) Theater besucht (200 000 mehr als 2010), private Theater verzeichneten über 1,8 Millionen Besuche (470 000 mehr als 2010). Auch Musikschulen verzeichneten Schülerzuwachs (öffentliche: über 103 000 mehr auf über 327 000; private: um knapp die Hälfte mehr auf über 21 000).

Kulturministerin Christina Kampmann freut sich über „beeindruckende Zahlen“. Die stehen im Landeskulturbericht, dem ersten seiner Art, der entsprechend ohne Vorbild in Deutschland ist. Gestern hat die Sozialdemokratin das Werk in Düsseldorf vorgestellt. Es basiert auf Zahlen des Jahres 2014.

Das Werk ist schwer und mit knapp 270 Seiten recht umfangreich. Es soll der Bedeutung der Kultur für die Gesellschaft Rechnung tragen und Planungsgrundlage für künftige Kulturpolitik sein — wie es die rot-grüne Landesregierung vereinbart hat. Der Landeskulturbericht listet zu diesem Zweck detailliert auf, was die hiesige Kulturlandschaft ausmacht — von der Infrastruktur, über das Kulturpublikum bis hin zu den Künstlern. Christina Kampmann erklärt: „Auf Basis des Berichts können Kommunen und Kreise, privatwirtschaftliche sowie gemeinnützige Kulturakteure zentrale kulturpolitische Fragen gemeinsam angehen und neue Impulse setzen.“

Weiter in der Bestandsaufnahme: Die Bibliotheken im Land verzeichnen einen Rückgang der traditionellen Ausleihen, während e-Books vermehrt nachgefragt werden. Wenig verwunderlich auch der Rückgang bei den analogen Buchhandlungen, Tribut an den wachsenden Onlinehandel: Es gibt nur noch 846 im Land (254 weniger als 2010). Auch die Kinos melden weniger Spielstätten, aber gut neun Prozent mehr Besucher. Zuwächse verzeichnen dagegen die Verlage, die um 103 auf 478 zugelegt haben, und die Galerien, 150 wurden gezählt. An der Erfassung mitgewirkt haben die Kommunen, Kreise und Spitzenverbände. Das gemeinnützige und privatwirtschaftliche Engagement fehlt noch.

Die finanzielle Seite ist „angespannt, aber stabil“, so Kampmann, und spiegelt die historisch gewachsene stark kommunal geprägte und im Vergleich mit anderen Bundesländern sehr vielseitige Kulturlandschaft wider. Heißt: Den größten Anteil der Ausgaben oder 1,2 Milliarden (71 Prozent) tragen die Kommunen, das Land beteiligt sich mit 526 Millionen Euro (29 Prozent). Damit ist der Landesanteil leicht, um acht Prozent, gegenüber 2010 gestiegen.Die Ministerin will am Zahlenverhältnis nicht rühren: „Mein Ansatz ist, dass das Land die Kommunen stärkt.“ Hier spielt der Theater- und Orchesterpakt eine wichtige Rolle, der 2013 die Landesförderung von 19 Millionen Euro im Jahr festschrieb und Planungssicherheit für kommunale Träger brachte. Eine Fortsetzung wird derzeit verhandelt.

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