Neue Einblicke: Die Welt mongolischer Steppenkrieger

Bonn (dpa) - Mongolische Reiter halten mit noch nie gezeigten Funden Einzug ins Rheinische Landesmuseum in Bonn. Echte Bögen mit Pfeilspitzen und Köchern sowie bisher nie gezeigte, fast 1000 Jahre alte Kleidungsstücke sind in der Ausstellung „Steppenkrieger - Reiternomaden des 7. bis 14. Jahrhunderts aus der Mongolei“ zu sehen.

Die Schau beginnt an diesem Donnerstag und geht bis zum 29. April. Die mehr als 100 Objekte wurden in Felsspaltengräbern in der westlichen Mongolei zwischen 2005 und 2010 entdeckt und werden jetzt zum ersten Mal überhaupt der Öffentlichkeit gezeigt.

Seit zwölf Jahren kooperieren Bonner Forscher um Jan Bemmann, Professor für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie an der Universität Bonn, mit ihren Fachkollegen in der Mongolei. Als er Ende 2008 in der Mongolei gewesen sei, seien ihm erdfrische Funde gezeigt worden, sagt Bemmann. Darunter war auch das älteste Saiteninstrument der Mongolei: Eine Harfe mit einem als Pferdekopf gestalteten Endstück. Auch dieses einzigartige Objekt kann jetzt in Bonn bewundert werden.

„Die Grabbeigaben waren in dem trockenen und kalten Klima in 1800 bis 3000 Meter Höhe und den Felshöhlen vor Regen, Schnee und Sonne gut geschützt und daher unglaublich gut erhalten“, sagt Bemmann. „Alle Superlative treffen in Bezug auf diese Ausstellung zu.“

Weil es in der Mongolei keine geeigneten Laboratorien und Restaurationswerkstätten gibt, wurden die Funde in die Werkstatt des Bonner Museums gebracht, die auf ihrem Fachgebiet europaweit zu den Spitzeneinrichtungen gehört. Die Analyse der Funde zeigte, dass die Nomaden über ein für die damalige Zeit unglaubliches technologisches Wissen verfügten.

Das erklärt auch, warum sie sich über lange Zeit gegenüber anderen Völkern durchsetzen konnten. Die gefürchteten Reflexbögen der Reiter, die wirksamste Fernwaffe bis zur Erfindung des Gewehrs, waren nicht bloße biegsame Holzstöcke. Ihre Erbauer fertigten technische Meisterwerke, wie die genaue Analyse und der Nachbau in den Bonner Werkstätten ergab.

Neben der Bonner Museumswerkstatt war auch die Fachhochschule Berlin an der Erforschung und Restaurierung der Fundstücke beteiligt. Spezialisten der Fachhochschule Köln kümmerten sich um die entdeckten Textilien. Aus zahlreichen Stofffetzen wurden zwei Gewänder aus der Kultur der Reiternomaden rekonstruiert, ein Seidenkaftan aus chinesischem Damastgewebe und der einzige bisher bekannte Mantel aus Wollfilz. Damit liegen erstmals originale Beispiele für die Bekleidung aus dem 11. Jahrhundert vor, die bis heute nur aus Abbildungen bekannt waren.

Gefunden wurde auch ein Reitsattel. Die Ausstellungsmacher haben einen historischen Sattel europäischer Machart daneben aufgestellt. Der Vergleich zeigt, dass das mongolische Bauprinzip auch in hiesigen Breiten bis ins 19. Jahrhundert beibehalten wurde.

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