Zeitreise mit Joe Cocker

München (dpa) - Der ältere Mann im schwarzen Anzug wirkt zwischen Band und heller Beleuchtung fast unauffällig, als er die Bühne betritt. Doch dann stimmt Joe Cocker das erste Lied „I Come In Peace“ an.

Seine unverwechselbare Reibeisenstimme, die auch mit 68 Jahren nicht an Kraft verloren hat, dringt bis in die letzte Reihe der ausverkauften Olympiahalle in München. Vor 10 000 begeisterten Besuchern hat Cocker am Freitagabend seine Deutschland-Tournee gestartet. Mit einem Sprung beendet er den ersten Song, als ob er sagen will: „Los geht die Show“.

Die Lieder von seinem aktuellen Album „Fire It Up“ haben mehr soulige Elemente als die alten, rockigen Songs. Die größtenteils über 50-jährigen Besucher klatschen vom dritten Song an mit. Doch Freudenschreie sind erst beim 80er-Jahre-Hit „Up Where We Belong“ zu hören.

Gitarrenriffs, tiefer Bass, übertönt von der rauen Stimme Cockers: Nach etwa einer Stunde sind die Konzertbesucher und der Musiker in Schwung. Seine Bewegungen werden schneller und zackiger. Beim Beatles-Song „Come Together“ bewegen sich auch die Männer im Publikum zaghaft mit - Erinnerungen an die Woodstock-Zeiten kommen auf.

Damals, Ende der 60er Jahre, wurde der junge Musiker aus dem englischen Sheffield auf einen Schlag berühmt. Seinen legendären Urschrei stößt er auch an diesem Abend auf der Bühne aus, als er zum Ende „With A Little Help From My Friends“ singt. Mit der Coverversion des Beatles-Liedes landete er 1968 in Deutschland auf Platz 3 und in Großbritannien auf Platz 1 der Hitparade. Es folgte eine Pop-Karriere mit vielen Höhen und Tiefen, Hits und Alkoholproblemen.

Cocker kann bei Konzerten aus dem Repertoire von 22 Studioalben schöpfen. „Unchain My Heart“ und „N'oubliez jamais“ sind Evergreens, die auch in der Olympiahalle für Stimmung sorgen. Mit „You Are So Beautiful“ aus dem Jahr 1974 lässt er viele Frauen dahinschmelzen. Bei „You Can Leave Your Hat On“ hält es auch die Zuhörer in den Reihen ganz oben nicht mehr auf ihren Plätzen. Fast alle stehen, klatschen und tanzen zu den alt bekannten Liedern.

„Dankeschön“ ruft er ihnen am Ende zu. Die aktuelle Welttournee werde wohl seine letzte sein, hatte er angekündigt. In München verabschiedet sich der Altrocker mit den Worten „God bless you. We love you.“ (Gott segne euch. Wir lieben euch.) Allein in Deutschland sind 19 weitere Konzerte geplant. 130 000 Karten sind dafür bereits verkauft.

Weitere Termine für die „Fire it up“-Tournee sind in Leipzig (16.4.), Köln (22.4.), Frankfurt (24.4.), Berlin (25.4.), Stuttgart (4.5.) und Hamburg (8.5.).

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