Thomas Quasthoff trauert der Bühne nicht nach

Berlin (dpa) - Der Sänger Thomas Quasthoff (52) bereut seinen Rückzug aus dem Konzertleben nicht eine Sekunde. „Glauben Sie mir, ich habe überhaupt keinen Trauermoment“, sagte Quasthoff dem neuen Kulturmagazin „128“ der Berliner Philharmoniker.

Der weltweit gefeierte Bassbariton hatte Ende Januar angekündigt, nicht mehr öffentlich auftreten zu wollen. „Musikalisch war ich an einem Punkt angelangt, den ich nur so beschreiben kann: Was sollte für mich nach der Matthäus-Passion noch kommen?“.

Der Tod seines Bruders, mit dem er zwei Bücher geschrieben hatte, und die zeitweise Trennung von seiner Frau seien große Einschnitte gewesen. Das ständige Reisen wurde für Quasthoff, der als Contergan-Kind geboren wurde, immer mehr zur Belastung. „Es hat mich in letzter Zeit eher genervt, dieses stundenlange Warten an Flughäfen, dann kommt der Behindertenservice nicht, dann lange Atlantikflüge, Jetlag, der mich immer furchtbar quält.“

Auch das Geschäft mit Klassik-Musik sei sehr oberflächlich geworden. „Man hat doch, wenn man das Fernsehen anschaltet, das Gefühl, dass der Programmbereich "Klassik" nur noch von David Garrett besetzt wird. Sonst bleibt Klassik etwas für das aufgeweckte Kind nach 23.45 Uhr“, sagte Quasthoff. „Und die Castingshows züchten sogenannte Superstars, die nach einem Jahr wieder verschwunden sind. Das ist nicht mehr ganz meine Welt.“

Mit dem nach der Anzahl der Musiker der Berliner Philharmonikern benannten Magazin „128“ geht das Orchester von nun an viermal im Jahr an die Kioske. Die Zeitschrift hat eine Startauflage von 50 000 Exemplaren, zwei Drittel davon auf Deutsch, ein Drittel auf Englisch.

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