Thomas Beckmann spielt für den Papst

Der Düsseldorfer Cellist gastiert auf Einladung von Benedikt XVI. in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo.

Herr Beckmann, wie ist der Papst auf Sie aufmerksam geworden?

Thomas Beckmann: Durch seinen Bruder Georg Ratzinger. Ich trat mit meinem Konzert-Projekt „Gemeinsam gegen Kälte“ in Regensburg mit dem Chor Cantico auf, einem gemischten Chor, der aus früheren Mitgliedern der Regensburger Domspatzen besteht. Neben allerhand bayerischer Politprominenz war auch Domkapellmeister Ratzinger unter den Besuchern. Der alte Herr bedankte sich mit den Worten „ganz famos, ganz famos“. Da habe ich ihn spontan gefragt: „Darf ich vor Ihrem lieben Herrn Bruder, unserem Heiligen Vater, spielen?“

Und dann?

Beckmann: Ich habe Herrn Ratzinger zwei CDs von mir geschenkt. Er besucht seinen Bruder gelegentlich in Rom zum gemeinsamen Musikhören. Der Heilige Vater ist ja sehr musikbegeistert, spielt selbst Klavier und hört gerne eine Schallplatte. Jedenfalls haben sich der Papst und sein Bruder in Rom meine CDs angehört. Und er sagte: „Er ist der Beste, den wir haben. Ich möchte diesen Cellisten gerne hören.“

Wie kam es dann zur definitiven Einladung?

Beckmann: Ich bekam eine Termin-Bestätigung durch die Vatikan-Verwaltung auf Deutsch, unterschrieben von einem englischen Monsignore.

Was bedeutet die Konzerteinladung für Sie persönlich?

Beckmann: Vor dem Papst zu spielen ist für mich das größte Konzert meines Lebens. Ich bin zwar nicht mit allem einverstanden, was die Kirche über die Jahrhunderte getan hat, aber das ist der Papst sicherlich auch nicht. Entscheidend ist, dass dieses Konzert neben seinem musikalischen auch einen symbolischen Wert hat und somit für die Armen und Schwachen Partei ergriffen wird.

Welche Beziehung haben Sie zum Glauben und zur katholischen Kirche?

Beckmann: Ich bin katholisch. Und ich glaube, ohne Religion wäre unsere Welt wesentlich unmenschlicher.

Was wollen Sie spielen?

Beckmann: Zuerst dachte ich an eine Solo-Suite von Bach, habe mich aber jetzt für Beethoven entschieden, die grandiose A-Dur-Sonate für Cello und Klavier.

Mit wem treten Sie beim Papst auf?

Beckmann: Ich spiele mit meiner lieben Frau Kayoko, die nach langer schwerer Krankheit wieder auftreten kann. Die Habanera von Ravel werde ich aber mit Kayokos Freundin, Yuko Kasahara spielen, die mir musikalisch zur Seite stand, als Kayoko so krank war.

Wie sieht das Zeremoniell aus, werden Sie mit dem Papst sprechen?

Beckmann: Ich denke schon, dass er sich bedanken wird und mich anspricht. Einen Sektempfang nach dem Konzert erwarte ich nicht. Ich glaube, nachdem alles vorbei ist, wird der Innenhof von Castel Gandolfo, wo das Konzert stattfindet, in Minutenschnelle evakuiert.

Über was würden Sie gerne mit ihm sprechen?

Beckmann: Ich möchte ihn bitten, mir die Türen aller Kathedralen der Welt zu öffnen — zum Lobe Gottes und zur Ehrenrettung der Armen und Verzweifelten.

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