Sphärisch: Neue Musik von Poliça im Berghain

Berlin (dpa) - Indie oder Elektro oder Rock oder R'n'B? Die US-Band Poliça lässt sich kein Label aufdrücken, sondern vereint lieber alles.

Sphärisch: Neue Musik von Poliça im Berghain
Foto: dpa

Das zeigt sich auch auf ihrem neuen Album „United Crushers“ (VÖ 4. März), das die Band aus Minnesota am Donnerstagabend in der ausverkauften Kantine am Berghain in Berlin vorstellte. Das dritte Album der Gruppe um Sängerin Channy Leaneagh, Bassist Chris Biedern und den beiden Schlagzeugern Drew Christopherson und Ben Ivascu ist härter und treibender als die beiden Vorgängerplatten. Der Grundton aber ist noch immer getragen von Melancholie.

Leaneagh singt vom Niedergang von Städten oder dem Ende von Beziehungen. Selbstzweifel und Einsamkeit spielen in den Texten ebenso eine Rolle wie Liebe, die zu glücken scheint. Neben den neuen Songs präsentierte die Band auch einige alte Hits, was die Fans im Publikum besonders quittierten.

Es sei die beste Band, die er je gehört habe, sagte der Künstler Justin Vernon, der als Bon Iver bekannt ist, einmal über Poliça. Auch der Rapper Jay-Z outete sich nach dem Debüt der Band als Fan und postete ein Video in seinem Blog.

Tatsächlich entfaltet die Musik dank Computereffekten und gleich zwei Schlagzeugen einen Sog, der Sound ist eigen. Poliça-Songs sind immer gleich zu identifizieren. Das Besondere ist der Gesang der elfengleichen Frontfrau Leaneagh, die sich in Berlin ganz in schwarz und mit blondem Kurzhaarschnitt zeigte. Leaneaghs Stimme wird über ein sogenanntes Autotune-Programm verfremdet und macht die Musik sphärisch. Sie klingt weiter weg - oder wie ein Kritiker einst schrieb, liege über den Instrumenten wie „seidenmatter Lack“.

Auf diesen Kunstgriff kam die Musikerin durch Zufall, wie sie in einem Interview erklärte. „Ich habe diese Schachtel mit dem Effektgerät ausgepackt und damit rumgespielt. Und das wurden unseren ersten Poliça-Songs.“

Bekannt wurde die Band 2012 mit ihrem Debüt „Give You The Ghost“. Die eingängigen, traurigen Songs drehten sich zum Großteil um eine zerbrochene Liebe. Schon ein Jahr später erschien „Shulamith“, das vor allem mit dem brutalen Video zum Song „Tiff“, in dem Poliça mit Justin Vernon zusammenarbeitete, Aufsehen erregte. In dem Clip schlägt sich Leaneagh selbst blutig.

Der Auftritt in Berlin war der einzige in Deutschland - und einer von nur dreien in Europa. Nächste Woche sind die vier Musiker noch in London zu sehen, zuvor waren sie bereits in Paris.

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