Simply Red begeistern in Hamburg

Hamburg (dpa) - Das Haar von Mick Hucknall leuchtet nicht mehr so rot wie früher. Aber sein Hüftschwung ist geschmeidiger denn je. Der Simply-Red-Sänger setzt ihn am Dienstagabend erfolgreich ein, um die rund 4000 Besucher im Hamburger Stadtpark zum Mittanzen zu animieren.

Simply Red begeistern in Hamburg
Foto: dpa

Das Konzert ist ausverkauft — wieder einmal.

Und das, obwohl die Briten erst im November in der Barclaycard Arena gastierten. Ihre aktuelle Konzertreise, die unter dem Motto „Summer ’16“ steht, ist die Verlängerung der Comeback-Tour zum 30. Bandjubiläum der Briten im vergangenen Jahr. Hucknall ist nun mal ein Goldkehlchen, dessen souliger Stimme man immer wieder lauschen kann. An diesem Abend auch dank Heuschnupfen-Medikament — wie der Rotschopf später verrät.

Für sein Ausnahme-Gesangsorgan braucht er dennoch keine Aufwärmphase: Schon beim mit Bläsern dekorierten Opener „Look At You Now“ groovt der 56-Jährige zu seiner sechsköpfigen Band gewaltig. Und er strahlt übers ganze Gesicht. „Sun is shining on us“ singt er bei „Shine On“, und das ist an diesem Abend nur halb gelogen: Denn da, wo Hucknall ist, ist irgendwie auch Sonne. In Interviews wird der charismatische Frontmann dieser Tage nicht müde zu betonen, dass er dank seines späten Familienglücks mit Töchterchen Romy in der besten Phase seines Lebens stecke. Den Drogen konsumierenden Lebemann Hucknall, der sich am liebsten im Umfeld von Models sonnte, gibt es nicht mehr. Die Party macht er heutzutage auf der Bühne.

„Hello, good evening, guten Abend to the people of Hamburg“, begrüßt Hucknall das Publikum nach dem vierten Song. „Ich freue mich auch deshalb, dass ihr da seid, weil es zeigt, dass wir uns unseren Lebensstil nicht kaputt machen lassen. Es ist wichtig, dass wir hier sind und das unterstützen, was wir lieben“, sagt er und spielt damit auf die jüngsten Terroranschläge an. Vor dem Konzert waren nach Eindruck von Besuchern noch genauer als sonst Taschen kontrolliert und Gäste abgetastet worden.

Hucknall tanzt geradezu demonstrativ ausgelassen zu Reggae, Pop, Soul, Jazz — Simply Red sind bekanntlich in vielen Genres zu Hause. „Ihr könnt ruhig fotografieren, mich stört das nicht“, sagt er entspannt. Zu „Sunrise“ übt er sich im orientalischen Bauchtanz — dabei zeichnet sich unter seinem dunkelblauen, leicht aufgeknöpften Hemd nicht mal ein Wohlstandsbäuchlein ab. Bei „Stars“ singen alle im grünen Rund mit. Für „Holding Back The Years“, das Lied, das Hucknall 1985 über Nacht vom brotlosen Musiker zum Weltstar machte, begleitet er sich selbst an der Akustikklampfe.

Und auch die Band zeigt ihr Können: Saxofonist Ian Kirkham, der zur Originalbesetzung von Simply Red gehört, und E-Gitarrist Kenji Suzuki treten immer mal wieder für Soloeinlagen nach vorne. Es folgen Hits wie „Fairground“ und in der Zugabe „Money’s Too Tight (To Mention)“, bei denen die Beine der Besucher erst so richtig in Bewegung kommen. Ein Panorama-Foto macht Hucknall fürs eigene Poesie-Album, dann verabschiedet er sich und Simply Red mit „Something Got Me Started“. Aber da kann man sich wohl sicher sein: Die nächste Reunion-Tour kommt bestimmt.

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