Ruhr 2010: Hommage an Hans Werner Henze

Der Komponist erhält eine große Konzert-Werkschau.

Essen. 2010 ist das Jahr von Hans Werner Henze. Der 83-Jährige ist einer der bedeutendsten Gegenwarts-Komponisten. Im Kulturhauptstadtjahr "Ruhr 2010" in und rund um Essen präsentieren mehr als 40 Partner sein musikalisches Werk und gesellschaftliches Handeln. "Es ist die umfassendste Ehrung, die je einem lebenden Komponisten gewidmet wurde", sagt Ruhr-2010-Sprecher Marc Oliver Hänig über die Hommage an Henze.

Bis Dezember werden beim "Henze-Projekt" Opern, Ballette, Tanztheater sowie Symphonie- und Kammerkonzerte aufgeführt. Zentrales Werk ist die Oper "Gisela", die Henze gerade im Auftrag der "Ruhr 2010" und der Sächsischen Staatsoper komponiert. Uraufgeführt wird die Oper mit Jugendlichen am 26. September bei der Ruhr-Triennale.

Längst ist der Lehrersohn aus dem westfälischen Gütersloh, der gerade unweit des Weltkulturerbes "Zeche Zollverein" bei einer Gesprächsrunde auf dem Podium saß, selbst ein lebendes Weltkulturerbe. Es heißt, der alte Meister sei geschmeichelt darüber, dass so viele noch etwas von ihm wissen wollen.

Dabei war er es, der von vielen zeitweise nichts mehr wissen wollte. In jüngeren Jahren hat er Glaubenskriege über die Kunst ausgefochten, bis er dann - genervt von denen, mit denen er nicht übereinstimmte - nach Marino bei Rom floh. Dort lebt er bis heute.

2005 fiel Henze ins Koma. Es stand so schlecht um ihn, dass sein Lebensgefährte Fausto Moroni Sarg und Grab kaufte. Auch die Karten für die Trauerfeier hatte er vorbereitet und einen Gedenkzug durch den Ort geplant. Doch Henze erholte sich, während der unter Depressionen leidende Moroni 2007 starb. Henze schenkte ihm das Begräbnis, das Moroni für ihn organisiert hatte.

Gerade werden die zehn Sinfonien des Komponisten vom Rundfunk Sinfonieorchester Berlin unter Marek Janowski eingespielt. "Henzes Musik ist so feinfühlig und aktuell, dass sie die feinsten gesellschaftlichen und politischen Unruhen genau registriert", sagt 2010-Sprecher Hänig.

Das könnte auch bei der morgen startenden Internetoper "Die Affäre Manon" des Musiktheaters im Revier der Fall sein. Denn die Musik-Sequenzen von Puccinis "Manon" und Henzes "Boulevard Solitude", die dann im Internet bereit stehen, sind ausdrücklich dafür da, sie zu eigenen Online-Stücken weiterzuverarbeiten.

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