67.000 Fans im Olympiastadion Rock-Giganten Rolling Stones begeistern Generationen

Berlin (dpa) - Sobald Stones-Sänger Mick Jagger die Bühne betritt, bricht im Berliner Olympiastadion Jubelgeschrei aus. Kurz vor 21 Uhr startet der 74-jährige Rockstar in roter Lederjacke und schwarzem Paillettenhemd mit „Street Fighting Man“ in die Nacht.

67.000 Fans im Olympiastadion: Rock-Giganten Rolling Stones begeistern Generationen
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„Tag Berlin, es ist großartig in Deutschland zu sein!“, begrüßt Jagger sein Publikum.

Rund 67.000 Fans wollen mit ihren Idolen der Rolling Stones am Freitagabend in Berlin feiern. Auf den riesigen Leinwänden und Tausenden T-Shirts prangt der rote Mund mit der herausgestreckten Zunge - das berühmte Logo der Band. Jagger legt mit „Its only Rock'n'Roll“ gleich den nächsten Klassiker nach. Dabei wirbelt er wie ein 20-Jähriger über die Bühne, tänzelt auf dem langen Steg nach vorne zum Publikum und zurück. Gitarrist Keith Richards und Bassist Ronnie Wood rocken an seiner Seite. Die Gesichter zerfurcht, klingen ihre Stimmen aber immer noch kraftvoll.

„1965 kamen wir das erste Mal nach Berlin - 53 Jahre später sind wir wieder da!“, ruft Jagger auf Deutsch. Das damalige Waldbühnenkonzert machte vor allem durch wilde Randale Schlagzeilen: Dutzende Fans wurden festgenommen oder verletzt, weil Zuschauer auf die Bühne stürmten und die Polizei mit Schlagstöcken dagegen vorging. Die Stones räumten schnell das Feld, sie spielten etwa eine halbe Stunde.

Nach Krawall sieht es 2018 nicht aus. Viele Fans sind im Alter ihrer Stars, im Innenraum der Arena sind zahlreiche Stuhlreihen aufgestellt, auf denen dann aber kaum jemand sitzen bleibt. Unter die grauhaarigen Altrocker, teilweise mit roten Stirnbändern auf dem Kopf, mischen sich viele Jüngere, die locker Kinder oder sogar Enkel von Jagger & Co. sein könnten. „Ich bin wegen Mama und Papa da“, gibt die 20-jährige Franzi aus Eckartshausen in Thüringen zu. Papa Andreas Gürnth fügt hinzu: „Das muss sie auch gesehen haben, das ist Geschichte! Das gibts heute nicht mehr, nur noch Musik vom Rechner.“

Der 10-jährige Edwin Maier aus Berlin stellt nüchtern fest: „Das ist halt alte Musik. Aber ich mag keine ruhige Musik, da höre ich lieber was Rockiges.“ Die CDs hat er von Oma und Opa bekommen. Mutter Susanne Maier war klar: „Wenn die Stones noch einmal kommen, gehen wir hin.“ Ähnlich sieht es der 54-jährige Mike, der mit seiner 8-jährigen Enkelin Elise gekommen ist. „Opa ist sowieso großer Fan, sie hat sich dafür interessiert.“ Elise sagt, sie war „noch nie bei so einem krassen Konzert“.

Auch die Stones gehen mit der Zeit. Im Internet konnten die Fans für einen von drei Songs abstimmen, die Wahl viel auf „She's a Rainbow“. Jagger redet an diesem Abend ziemlich viel Deutsch. „Wir sind auf eurem neuen großartigen Flughafen gelandet und er war komplett leer!“, erzählt er nach den Hits „You Can't Always Get What You Want“ und „Paint it Black“. Am Fernsehturm hätten sie dann Berliner Weisse getrunken, dazu Currywurst und Hackepeter gegessen. Von letzterem sei ihm etwas schlecht geworden.

Neben Jagger singt auch Keith Richards, in lässigen grünen Turnschuhen, einige Songs. Aufmerksamen Zuschauern fällt auf, dass der Totenkopfring an seiner rechten Hand fehlt. „Außerdem raucht keiner mehr auf der Bühne“, sagt Anne Blaudzun aus Rostock. Die Stones sind ruhiger geworden, das zeigen sie auch mit ihrem jüngsten Studio-Album „Blue & Lonesome“, von dem sie „Just Your Fool“ spielen.

Auf der Bühne erfüllen sie trotzdem die Wünsche vieler Fans nach den großen Hits, sie bleiben authentisch. Und natürlich gibt es „Satisfaction“ als Zugabe. „Wenn man Rockmusik mag, sind die Stones unschlagbar“, sagt Blaudzun. Bei „Sympathy for the Devil“ lodert ein höllisches Inferno auf den Leinwänden. Die Stones machen klar: Falls sie mal der Teufel holen sollte, würden sie auch die Hölle rocken.

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