Rap: Bushidos Schwiegermama-Lächeln

Der einstige Skandalmusiker zieht brav sein Programm durch.

Düsseldorf. Unpünktlichkeit gehört wohl zum Geschäft eines echten "Gangsta". Eine halbe Stunde lässt sich Berlins Fäkal-Rap-Aushängeschild Bushido Zeit, bevor er sich auf die Bühne der halbleeren Philipshalle bequemt.

Sehr großzügig beziffert der Veranstalter die Menge der jugendlichen Fans mit 4000, denen es mit ihren Cola light-Bechern und den "Bushido, Bushido" Rufen nicht langweilig wird.

Stattdessen ist die Stimmung schon euphorisch aufgeheizt, als das Licht in der Halle erlischt und alle, alle, alle ihre Handy- und Digitalkamera-Bildschirme auf die mit einem weißen Vorhang verhüllte Bühne richten.

Als dieser schließlich fällt und der Held des Abends in T-Shirt und schwarzer Jogginghose zu sehen ist, kreischen die Fans erneut auf. Der so Umjubelte findet sich selbst offenbar auch ziemlich gut, winkt freundlich, lächelt ein perfektes Schwiegermama-Lächeln und setzt an, seine Lieder über das Leben als Großstadt-Krieger zu "performen".

Er ist im Nebenjob erfolgreicher Immobilienhai und selbsternannte Spießer, der gern die Hecken seiner Berliner Nobel-Villa schneidet. In letzter Zeit hat er so etwas wie seinen Karrierehöhepunkt erlebt. Abgesehen von erfolgreichen Platten hat der 31-Jährige bereits seine Autobiografie verfasst, die jüngst von Bernd Eichinger als Film produziert wurde.

Dass er es als Rapper mit dem Urheberrecht seiner Lieder dabei nicht ganz so genau nimmt, muss wohl auch eine Facette des Gangsta-Lebens sein. In letzter Zeit gab es ein bisschen juristischen Knatsch wegen der ein oder anderen entliehenen musikalischen Idee.

Mit seinen beiden Co-Rappern Kay One und Nyze geht es über zwei Stunden lang durch Songs wie "23 Stunden Zelle", "Von der Skyline zum Bordstein zurück", "Zu Gangsta" oder auch "Zeiten ändern Dich", dem Titel von Album, Film und Tour. Alles schwer unterscheidbar und im Kern eine von einer prächtigen kleinen Schlagzeug-, Bass- und Synthesizer-Band stramm rhythmisierte Tunke aus schlichten Motiven von Ehre, Kodex, Einzelkämpfer-Idealen, asiatischem Mystizismus und jeder Menge Schimpfworte.

Der höchstens mittel-originelle Kay One fragt dabei immer und immer wieder: "Wird Düsseldorf lauter sein als Bamberg?" (offenbar war man am Vorabend in Oberfranken) und "Wo sind die Hände?". Fragen, die im popkulturellen Diskurs natürlich längst hätten gestellt werden müssen. Als Zugabe erklingt noch Karel Gott vom Band, und die harten Jungs singen mit ihm Alphavilles 80er-Hit "Für immer jung". Wovon Rapper eben so träumen.

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