Popgala und Digitalmusik: Branchentreffen in Cannes

Cannes (dpa) - Partys und Live-Musik, Konferenzen und Businesstalks: Mit einer Star-gespickten Popgala und ernsten Gesprächen über die Zukunft der Digitalmusik startet die Branche an diesem Wochenende in das Popjahr 2011.

Im südfranzösischen Cannes treffen sich vom 22. Januar an Musiker, Platten- und Verlagsbosse sowie Manager der Netz- und Telekomwelt beim Kongress Midemnet und auf der Messe Midem, um die Chancen für die Musik im Web 2.0 auszuloten.

Dabei dürfte die Stimmung nicht mehr ganz so schlecht sein wie noch vor einigen Jahren: Die langjährige Krise - ausgelöst durch Internetpiraterie und das Brennen von CDs - ist zwar noch nicht überwunden, aber der Silberstreif am Horizont erscheint breiter.

Die Umsätze mit Digitalmusik wachsen stetig: 2010 wurden weltweit 4,6 Milliarden US-Dollar (3,4 Milliarden Euro) mit dem Verkauf von Song-Dateien für iPod, Handy oder Computer eingenommen, ein Plus von sechs Prozent im Jahresvergleich. Damit kommt fast jeder dritte Dollar (29 Prozent), den die Labels erlösen, aus dem Digitalgeschäft. Dennoch seien 95 Prozent aller Downloads illegal, warnt der Phonoverband IFPI in seinem Digital Music Report 2011 und fordert die Regierungen auf, mehr gegen Internetpiraterie zu unternehmen.

Eine Forderung, mit der auch EU-Binnenmarkt-Kommissar Michel Barnier konfrontiert werden dürfte, wenn er am Samstag seine Rede zum Urheberrechtsschutz und zur Regulierung des digitalen Warenverkehrs in der EU hält. Jean-Bernard Lévy, Chef des französischen Medienkonzerns Vivendi, zu dem auch der Weltmarktführer Universal Music gehört, wird erzählen, wie die Bereiche Musik, Videospiele, Film und Telekommunikation verzahnt werden können - und welche Chancen und Risiken sich daraus für die Musikbranche ergeben.

Aus der Sicht der Künstler berichten unter anderem der französische Star-DJ David Guetta, die britische Sängerin Imogen Heap oder auch der Musiker Damian Kulash von der US-Gruppe OK Go, wie sie das Internet und soziale Netzwerke nutzen.

Weg vom harten Geschäft, hin zu heißen Beats heißt es am Samstagabend bei der Verleihung der NRJ Music Awards. Zum zwölften Mal vergibt das europäische Radionetzwerk seine Pop-Preise zum Auftakt des Branchentreffens. Bei der Live-Show im Palais des Festivals stehen Stars wie Shakira, die Black Eyed Peas oder Enrique Iglesias auf der Bühne. Auf einen Preisregen hoffen können allerdings andere: Lady Gaga ist allein in fünf der acht Kategorien nominiert, Rihanna und Eminem in je vier.

Eine Nummer kleiner, aber durchaus spannend geht es bis Mittwoch bei Konzerten weniger bekannter Bands rund um die Midem zu. Vor allem Newcomer und Nischenkünstler stellen sich dann den rund 8000 internationalen Fachbesuchern vor - auch deutsche Musiker sind dabei wie Abby, Astronaut's Eye, Ya-Ha oder Brandt Brauer Frick. Auf der Messe sind rund 250 Firmen und Verbände aus Deutschland präsent.

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