Plácido Domingo - Der Weltmeister der Tenöre

Plácido Domingo hat auf der Bühne einige Rekorde gebrochen. Am Freitag wird er 70 Jahre alt und sieht noch kein Karriereende.

Madrid. Ein Geburtstagsgeschenk macht Plácido Domingo sich selbst. Am Freitag wird der spanische Star-Tenor — der seit 2009 Bariton singt — 70 Jahre alt, heute Abend will er im Madrider Opernhaus die Rolle des Orest in Glucks „Iphigenie auf Tauris“ singen: „In Madrid aufzutreten, meine Familie und meine Freunde um mich zu haben, das ist ein Teil des Geschenkpakets.“

Eigentlich packt der Sänger aber seit Tagen ein Päckchen nach dem anderen aus. Am vorigen Freitag wurde Domingo Ehrendoktor der Universität Alfonso X El Sabio bei Madrid. Am Dienstag bekam er von der spanischen Kulturministerin für seine künstlerischen Verdienste einen Orden angeheftet. Am Mittwoch war er mit seiner Frau Marta Ornelas zum Mittagessen im Königspalast und posierte Arm in Arm mit König Juan Carlos. Sein Heimatland verbeugt sich vor einem der bedeutendsten Opernsänger der Welt.

Domingo blickt nicht nur auf eine fast 50-jährige Bühnenkarriere zurück, sondern hat als Tenor auch einige Rekorde gebrochen. Während das Repertoire seines musikalischen Vorbildes Enrico Caruso 40 Rollen umfasste, sang Domingo mehr als 120 Opernrollen. Der „Tenorissimo“ erhielt in Wien einmal einen Applaus von mehr als einer Stunde und an die 100 Vorhänge. Dort gab er im Dezember 2010 auch seine 3500. Opernvorstellung und wurde als der „Weltmeister der Oper“ bejubelt.

Von einem Ende seiner Karriere will Domingo, der sich 2010 einer Darmkrebs-Operation unterziehen musste, nichts wissen. „Das tollste Geschenk wäre, wenn ich noch drei oder vier Jährchen dranhängen könnte“, sagt er. „Ich werde nicht von mir aus abtreten. Wenn, dann wird mich meine Stimme zum Rücktritt zwingen.“

Bislang klingt sie aber immer noch auffallend jugendlich und besitzt verblüffende Elastizität. Seine beste Zeit, so räumt der Sänger dennoch ein, habe er allerdings hinter sich. „Ein Tenor hat seine stärksten Zeit im Alter zwischen 35 und 54 Jahren.“ Den Höhepunkt seiner Karriere habe er in Hamburg erlebt: „Dort sang ich 1975 meinen ersten Othello. Die Kritiker überschlugen sich vor Begeisterung. Ich glaube, so gut habe ich sonst nie in meinem Leben gesungen.“

Der Gesang war dem gebürtigen Madrilenen sozusagen in die Wiege gelegt worden. Seine Eltern waren Sänger an einer Zarzuela-Bühne. Seine größten kommerziellen Erfolge feierte der Spanier als einer der „Drei Tenöre“ zusammen mit Luciano Pavarotti und José Carreras: „Keiner von uns dreien hätte erwartet, dass wir für solch eine Furore sorgen würden. Eigentlich hatten wir nur das Comeback von Carreras feiern wollen, der nach seiner Leukämie-Erkrankung auf die Bühne zurückgekehrt war.“

Der Sänger ist ein ewig Rastloser. Seit 1973 dirigiert er auch, er gründet Opernwettbewerbe, setzt sich für Hörgeschädigte ein. An den Opern in Washington und Los Angeles firmiert er zudem als Generaldirektor. Die Stelle in Washington will er nach Auslaufen seines Vertrags im Juni jedoch abgeben. Kritiker hatten ihm vorgehalten, aufgrund seiner zahlreichen Gastspiele zu wenig präsent zu sein. Doch an Wirkungsstätten wird es Plácido Domingo auch künftig sicher nicht mangeln.

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