Peter, Bjorn & John pfeifen einfach drauf

Das schwedische Trio Peter, Bjorn & John zeigt mit seinem fünften Album „Living Thing“, dass es ein Leben nach dem großen Über-Hit „Young Folks“ gibt.

Düsseldorf. Eigentlich muss es frustrierend sein, wenn man einen der charmantesten Songs des ausklingenden Jahrzehnts herausgebracht hat, den jeder mitpfeifen könnte, wenn er ihn hört, aber kaum jemand den Namen der drei Herren kennt, die ihn erdacht und eingespielt haben.

Und dabei ist er wirklich einfach zu merken: Peter, Bjorn & John heißt das Trio. Tatsächlich handelt es sich um die realen Vornamen, und das Bjorn, eine um ihren Umlaut bereinigte internationale Version von Björn, weist den Weg gen Norden, nach Schweden. Wohin auch sonst, wenn’s um guten Pop geht.

Als Peter, Bjorn & John 2006 "Young Folks" veröffentlichten, besagten Über-Hit, der sich ganz allmählich über anderthalb Jahre hinweg aus den Indie-Clubs bis in die weltweiten Charts mogelte, waren die drei schon sieben Jahre im Geschäft, hatten bis dahin allerdings das gemacht, was sie in Interviews immer wieder beteuern: Musik für sich selbst.

"Young Folks" beendete das Leben im Künstler-Kokon, wurde musikalischer Gefühlsteppich in Serien ("Gossip Girl") und Filmen ("21"), unzählige Coverversionen entstanden, darunter das hörenswerte Sampling von Kanye West, aber auch das eher ärgerliche "Ich kann nix dafür", eingesungen von Nena, Stephan Remmler und Oliver Pocher für Pochers Leinwandausflug "Vollidiot".

Und was machen Menschen, die plötzlich in aller Munde sind, sich aber eigentlich in ihrer intellektuellen Enklave, fernab des Mainstreams, ziemlich wohlgefühlt haben? Ganz einfach. Sie ersticken sämtliche Erwartungen, die Plattenfirma und Fans an sie stellen könnten, im Keim und nehmen ein Konzeptalbum auf. "Seaside Rock" verschaffte den Dreien 2008 die nötige Atempause nach dem Hype, verlor sich in unübersichtlichen Instrumentalstücken, ohne auch nur ansatzweise einen Song zu beinhalten, der im Radio eine Chance hätte.

Nun folgt der nächste Schritt, und er führt die drei Schweden zurück zum verschrobenen Mittelfinger-Pop. "Living Thing", das neue Album, ist eine kleine, schlaue Songsammlung, die ihre Besonderheit in vornehmer Monotonie sucht und auch findet.

Beherrschendes Element sind die Percussions, die sich mal als zurückgenommenes Taktgeklapper durch den Song schlängeln, dann wieder als herrschaftlich nachhallendes Paukenszenario punkten und die zwölf Tracks zu teilweise unheilsschwangerem, stets mitreißendem und damit fast schon meditativem Edel-Pop machen.

Aufgenommen wurde das Album in Los Angeles. Ein bisschen Großmannssucht ist vom Erfolg, den "Young Folks" gebracht hat, also geblieben, und das ist auch völlig richtig. Schließlich konnten Peter Morén, Bjorn Yttling und John Eriksson ihren Ehrgeiz, ausgefeilte Popsongs für den anspruchsvollen Musikfreund zu schaffen, besser verwirklichen, indem sie sämtliche Möglichkeiten ausschöpften.

Der klare, makellose Sound, der dabei entstanden ist, lässt ihnen mehr Raum, die kleinen Unfertigkeiten, die eine unabhängige Produktion ausmachen, auf der kompositorischen Ebene auszuleben.

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