Patron des Montreux Jazz Festivals Claude Nobs ist tot

Bern/Wien (dpa) - Der Mitbegründer des legendären Montreux Jazz Festivals, Claude Nobs, ist tot. Der Schweizer starb im Alter von 76 Jahren, wie das Festival auf seiner Internetseite mitteilte.

Nach einem Sturz während einer Langlauf-Tour über die Feiertage musste Nobs im Universitätskrankenhaus in Lausanne operiert werden. Dabei fiel er ins Koma und erwachte nicht mehr, wie die Schweizer Depeschenagentur SDA berichtete.

„Wie es Deine Art war, bist Du überraschend von uns gegangen, um uns daran zu erinnern, dass im Leben wie in der Musik, jede Jamsession die letzte sein könnte“, schrieben die Mitarbeiter des Festivals. Nähere Umstände zum Tod wurden dabei nicht genannt.

Erste Gehversuche mit dem Festival machte Nobs, damals noch Mitarbeiter des örtlichen Verkehrsvereins, 1964: Damals brachte er die Rolling Stones für ihr erstes Konzert außerhalb Großbritanniens in die Schweiz. 1967 gründete er dann zusammen mit dem Pianisten Géo Voumard und dem Journalisten René Langel das Jazz-Festival offiziell. Unterstützung kam vom Plattenlabel Atlantic Records. „An den drei Tagen der ersten Ausgabe des Festivals kamen wir gerade mal auf 1200 Eintritte. Heute sind es 1200 Mitarbeiter, die während 16 Tagen für das Festival arbeiten“, sagte Nobs einmal der SDA.

Den Beginn des Aufstiegs des Festivals markierte ein Brand im Casino Montreux bei dessen Evakuierung Nobs half. Die Rockband Deep Purple erwähnte ihn daraufhin in „Smoke On The Water“ als „Funky Claude“. In den folgenden Jahren wurde die Veranstaltung immer größer und gewann rasch an internationalem Renommee. Es folgten Auftritte von Miles Davis, James Brown, Ray Charles, Prince oder David Bowie.

2010 musste Nobs die operative Leitung des Festivals nach Jahrzehnten an der Spitze wegen gesundheitlicher Probleme abgegeben. Die strategische Leitung blieb aber weiterhin in seiner Verantwortung.

Nobs wurde am 4. Februar 1936 als Sohn eines Bäckers und einer Krankenschwester in Territet geboren. Nach einer Lehre als Koch wechselte er als Buchhalter in ein Tourismusbüro. Schon früh entdeckte er seine Leidenschaft für traditionellen Jazz und den Rhythm'n'Blues. Bei Auslandsreisen nach Amerika legte er die ersten Grundsteine für das Montreux Jazz Festival und knüpfte früh Kontakte in der Branche. Er war auch als Schweizer Direktor des Plattenlabels WEA tätig.

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