Noch mehr Musik am Niederrhein

Burkhard Hennen hat ein länderübergreifendes Festival ersonnen.

Niederrhein. Er hat es wahr gemacht: Zwei Jahre nach seinem letzten Festival wagt Burkhard Hennen, Gründer und 34 Jahre lang künstlerischer Leiter des "Moers Festivals", den Neubeginn. Doch entgegen vielen Gerüchten, die ihn in Südfrankreich oder im Ruhrgebiet als Organisator sahen, hat er sich nur 32 Kilometer bewegt.

26 Jahre nach seinem letzten Open Air-Festival in Moers - damals nach katastrophalen Wetterbedingungen durch die Stadt als Veranstalter in die Eissporthalle und ein Zirkuszelt gedrängt - will er wieder ein offenes Festival. "Offside-Open" heißt es und soll vom 17. bis 19. August als "1. New Music Festival Gelderland" im Waldfreibad Geldern-Walbeck über die Bühne gehen.

Nach Hennens Idee soll es eine Bühne für die gesamte Region sein. Deshalb wird das dreitägige Festival koproduziert von den Städten Geldern, Straelen und Arcen, die jedoch nur einen symbolischen Euro für den Etat zahlen. Den Rest will der routinierte Festivalmacher über Sponsoren und Kartenverkauf abdecken.

Dabei setzt Burkhard Hennen, der in seinen letzten Moerser Jahren als Festivalleiter das "Woodstock vom Niederrhein" zu Pfingsten im Freizeitpark mit Party- und Freßmeilen ausgeufert sah, auf eine typische Festival-Atmosphäre der Anfangsjahre: "Badehose mitbringen, denn mit Drei-Tage-Ticket sind Baden und Zelten gratis. An Speisen gibt es niederrheinische Küche, Altbier und wenn nötig Wein. Es ist nicht nur einfach ein neues Festival, sondern einfach anders als all das, was ich bisher gemacht habe. Näher an der Musik, kommunikativer und familiärer", verspricht er.

Das Erscheinungsbild erinnert stark an seine Moerser Aktivitäten. Plakat, Werbung, Programm - Hennen geht kein Risiko ein. Von den beteiligten Städten als willkommener Werbefaktor gesehen, präsentiert er in den drei Tagen musikalische Leckerbissen. Eine Premiere, neben der Uraufführung des neuen Programms des japanischen Kult-Orchesters "Shibuza Shirazu", wird Mike Keanelly sein, Nachfolger von Steve Vai in Frank Zappas letzter Tour-Band. Bei "Offside-Open" wird er erstmals in seiner Karriere solo auftreten.

Und auch ein von Hennen schon lange geförderter Musiker wird dabei sein: David Murray. Der Saxophonist, der Jahrzehnte zum Stammpersonal des Moerser Jazz-Festivals gehörte, trifft unter anderem auf den Free-Jazz-Pionier Archie Shepp, der im Mai seinen 70. Geburtstag gefeiert hat.

Mit Ronald Snijders, Ernst Reijseger und Luc Ex sind wichtige niederländische Musiker zu erleben - eine Verbeugung in Richtung der Nachbarn und seiner möglichen Besucher. Und auch auf die Projekte am Morgen - für so manchen das wahre Festival - will Hennen nicht verzichten. Mit "Die Enttäuschung", Soko Steidle, Lok 03, Aki Takase, Alexander von Schlippenbach, DJ Illvibe und dem Takase-Mahall-Duo wird vor allem ein Blick auf aktuelle Entwicklungen in der Berliner Jazz-Szene geworfen.

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