NKOTBSB: So viel Boyband war noch nie

Aus zwei mach eins: Weil sich der Erfolg zuletzt in Grenzen hielt, tun sich die New Kids on the Block und die Backstreet Boys zusammen.

Sie sind die Ur-Boygroup. Zugegeben, die Beatles haben lange vor ihnen Konzertsäle zum Kochen gebracht, die mit kreischenden Mädels vollgepfropft waren. Aus den vorderen Reihen mussten dann schon in den 1960ern bewusstlose Teenager gezogen werden. Aber die Beatles waren keine richtige Boygroup — erstens konnten sie nicht synchron tanzen, zweitens konnten sie Instrumente spielen.

Erst die New Kids on the Block (NKOTB) waren es, die Ende der 1980er und Anfang der 1990er den Weg aufzeigten für Nachfolge-Bands wie East17, Take That und Caught in the Act, die Mütter wie Töchter gleichermaßen zum Heulen brachten.

1994 haben sich NKOTB aufgelöst. Und was machen ehemalige Bandmitglieder, die zusammen als Superstars gefeiert wurden, deren Solokarrieren aber mehr schlecht als recht laufen? Sie tun sich wieder zusammen und sehnen sich nach der gleichen Aufmerksamkeit wie vor zehn Jahren. Dass der Erfolg sich dann zwar einstellt, aber meist nicht in dem Maße wie einst, überrascht nicht. Der ganz große Hype um Boybands ist einfach ein Phänomen vergangener Tage.

Vielleicht liegt es einfach auch daran, dass die Fans erwachsen geworden sind. Genau wie die Bandmitglieder, die mittlerweile gestandene Männer sind — mit Geheimratsecken und Gewebewulst überm Hosenbund.

Viele Bands würden — wie einige Male auch schon passiert — an dieser Stelle aufgeben. Nicht so NKOTB. Sie ziehen einen Trumpf namens Backstreet Boys (BSB) aus dem Ärmel, die erfolgreichste US-Boygroup aller Zeiten. Gemeinsam haben beide Bands mehr als 200 Millionen Alben verkauft.

Was allein ganz gut geklappt hat, muss gemeinsam doch noch besser funktionieren, dachten sich die Bandmitglieder und bilden fortan — jetzt sollten sich wahre Boygroup-Fans an ihren Stühlen festhalten — die Mega-Boyband NKOTBSB. Ob fürs Ego oder den Geldbeutel, bleibt das Geheimnis der Jungs. Fakt ist, dass gemeinsam Pop-Geschichte weitergeschrieben werden soll.

Und es scheint zu funktionieren. 2010 überraschten sie erstmals ihre Fans zu neunt. Im Rahmen der ausverkauften New Kids on the Block-Tour standen plötzlich nicht nur Donnie Wahlberg, Danny Wood, Joey McIntyre und die Brüder Jonathan und Jordan Knight vor den Fans. Sondern da waren auch die Backstreet Boys Howie Dorough, A.J. McLean, Nick Carter und Brian Littrell mit auf der Bühne der New Yorker Radio City Music Hall. Es folgte ein gemeinsamer Auftritt bei den „American Music Awards“ im November. Im Mai 2011 ging es dann unter dem Bandnamen NKOTBSB auf Tournee. Zum Leidwesen der Fans nur in den USA und in Kanada. In deutschen Internet-Foren werden schon Rufe nach einer Konzertreise hierzulande laut.

Wer so lange im Geschäft und so geübt im Umgang mit den weiblichen Fans ist, der vermarktet sich gut. Nicht umsonst halten die NKOTB bis heute den Rekord im Verkauf von Merchandise-Artikeln.

Wer also durfte entscheiden, welche Titel auf das am Freitag in Deutschland erscheinende Album gepresst wurden? Die Fans natürlich. Zehn Tage lang konnten die Anhänger beider Bands über die Songauswahl abstimmen. Und es kam noch besser: Die Superfrühvorbesteller sind namentlich im Booklet des Albums erwähnt.

Auf das Album haben es jeweils fünf Songs der NKOTB und der BSB geschafft. Darunter „Please Don’t Go Girl“, „Step By Step“ und „Hangin’ Tough“ von den New Kids sowie „Everybody“, „Larger Than Life“ und „I Want It That Way“ der BSB. Hinzu kommen neue Songs, die beide Bands gemeinsam eingesungen haben: „Don’t Turn Out The Lights“ und „All In My Head“. Als besonderes Fan-Schmankerl gibt es ein Hit-Medley mit dem Titel „NKOTBSB Mash Up“.

Die Teenies von einst dürfen wieder hemmungslos kreischen.

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