Neue CD von Cro: „Ich habe noch 1500 Songs auf Halde“

Cro, der Mann mit der Panda-Maske, hat am Freitag sein neues Album „Melodie“ veröffentlicht. Er spricht mit uns über seinen Alltag als Star — und seinen Gesichtsschutz.

Warum er die Panda-Maske gewählt hat? „Sonst gab es nur Ratten, Giraffen oder Elefanten“, sagt Cro.

Warum er die Panda-Maske gewählt hat? „Sonst gab es nur Ratten, Giraffen oder Elefanten“, sagt Cro.

Foto: dpa (Daniel Karmann)

Düsseldorf. Cro, bürgerlich Carlo Waibel (22), gilt seit seinem Debüt „Raop“ (2012) als Zukunft des deutschsprachigen Rap und ist auch abseits der Bühne umtriebig. Jetzt gibt es mit „Melodie“ eine neue Platte des Stars, den jeder nur mit Panda-Maske kennt. Im Gespräch verrät Cro mehr über Cro.

Ihr Label sagt über Sie: „Der deutsche Rap ist im Mainstream angekommen.“ Ist das wünschenswert für ein Genre, das mal subversiv war?
Cro: Also, ich finde das cool. Ich habe jetzt Geld für Projekte, für die ich sonst kein Geld hätte: Ich kann Bühnenbilder krass aussehen und Ballerinas tanzen lassen. Ich kann völlig ausflippen! Ohne den Erfolg würde ich immer noch im Jugendhaus Deizisau auftreten. Außerdem finanziere ich meiner Schwester berufliche Projekte. Mein Bruder geht in meinem Modelabel „Vio Vio“ voll auf. Und meine Mutter hat ihren Job geschmissen und ein Café eröffnet. Das finden alle geil.

Was können Sie von der alten Rap-Garde um Fanta 4 und Fettes Brot lernen?
Cro:
Wie wichtig die Vorbildrolle ist, die man hat, wenn ein paar Menschen deine Musik hören. Sie waren meine Vorbilder. Und ich bin jetzt schon das Vorbild für alle, die nach mir kommen. Mittlerweile hören mir 80 Millionen zu. Da muss ich aufpassen, was ich texte.

Auf Ihren beiden Alben sind zusammen 36 Songs. Das ist viel.
Cro:
Aber noch nicht alles. Ich habe bestimmt noch 1500 Songs auf Halde.

Das reicht ja für zwei Leben. Schreiben Sie täglich?
Cro:
Nein. Ich schreibe, wenn ich muss, und brauche strikte Deadlines — weil ich zu viele andere Dinge im Kopf habe.

Zum Beispiel?
Cro:
Jetzt gerade möchte ich meine neue Kamera ausprobieren. Oder: Ich will einen Kinofilm drehen. So etwas beschäftigt mich.

Außerdem sind Sie Musiker, Produzent, Modedesigner — wie bewältigen Sie all das?
Cro:
Gute Frage. Mir platzt tatsächlich bald der Kopf. Irgendwann haut’s mich um.

Was können Sie tun, damit das nicht passiert?
Cro:
Aufhören? Ernsthaft: Ich müsste einfach mal Urlaub machen. Abhauen und sagen: Ihr könnt mich alle mal!

Womit bewiesen wäre: Der Beruf „Popstar“ ist knochenhart.
Cro:
Nein. Es ist der geilste Beruf überhaupt. Aber es kotzt einen eben an, wenn man etwa zum Videodreh vier Tage allein verreisen muss. Viele denken: „Der Cro macht den ganzen Tag nur so Star-Dinge und liegt mit Playboy-Häschen auf dem Bett rum.“ Aber ich wäre kein Star, wenn ich das täte.

Ist Ihre Maske Marotte — oder Schutz, um unerkannt zu bleiben?
Cro:
Sie ist ein Schutz.

Und warum der Panda?
Cro:
Es war die coolste Maske. Sonst gab es nur Ratten, Giraffen oder Elefanten.

Aber so eine Maske muss doch wahnsinnig unbequem sein, oder?
Cro:
Das war sie anfangs wirklich, weil sie mein Gesicht bis zum Hals bedeckte. Darunter habe ich so geschwitzt, dass ich sie mir immer runterreißen wollte. Aber ich habe sie gekürzt — und jetzt ist sie perfekt.

Im Intro Ihres neuen Albums holen Sie zur Verbalkeule gegen Ihre Neider aus. Gehört sich das im Rap so?
Cro:
Nein. Ich habe andere Dinge zu tun, als mich zu streiten. Das hat mich nie gekümmert. Damit wollte ich jetzt nur einmal auf den Tisch hauen und allen Stänkerern etwas kunstvolles Musikalisches vorsetzen. Nach dem Motto: „Ihr könnt mich mal! Ich bin erfolgreich! Fertig!“

In Ihren Songs hört man viele Arten des Pop. Sie nennen Ihren Stil daher „Raop“. Welche Musik mögen Sie gar nicht?
Cro:
Jede Musik hat ihre Berechtigung. Aber monotonen Techno und extremen Heavy Metal mag ich nicht. Bei Reggae denke ich: „Leute, wenn ihr nicht Bob Marley seid, lasst es lieber.“ Und: Ich kann Schlager nicht ab.

Helene Fischer?
Cro:
Nein, das hat nichts mit einzelnen Künstlern zu tun. Es geht mir eher um diese heile Welt: das In-die-Kamera-Gegrinse, das Playback, das dumpfe Klatschen im Sitzen.

Ihr neues Album enthält aber auch viele fröhliche Songs. Also steckt da auch dieses Heile-Welt-Ding drin. Wie beim Schlager.
Cro:
Aber bei mir stehen keine Plastikpflanzen und Pseudo-Mikrofone rum. Bei mir sitzen die Leute nicht. Ich habe keine Glitzerkleider an. Bei mir brennt die Bühne.

In welcher Stimmung schreiben Sie Ihre Songs?
Cro:
Ich muss völlig unbelastet sein. Wenn die Welt nicht heile ist, bin ich unbrauchbar.

Cro ist also harmoniebedürftig.
Cro:
Absolut. Wobei: Mein Bruder hat mir mal erzählt, dass mir als Kind alles egal war. Da habe ich dem Nachbarn den Spielzeugbagger geklaut und nicht eingesehen, warum ich den wieder zurückgeben sollte. Ein bisschen von dieser Scheißegalheit ist ganz gut.

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