Musikalisches Gipfeltreffen mit Cocker und Gonzales

Hamburg (dpa) - Der britische Sänger Jarvis Cocker (52) und der kanadische Pianist Chilly Gonzales (43) haben am Freitagabend in Hamburg zum ersten Mal ihren Songzyklus über das Zimmer 29 im Hotel „Château Marmont“ in Los Angeles auf die Bühne gebracht.

Musikalisches Gipfeltreffen mit Cocker und Gonzales
Foto: dpa

Der Abend in der Kulturfabrik Kampnagel lief unter dem Motto „Room 29 - Work in Progress“ - denn die beiden Musiker arbeiten bereits seit drei Jahren an einem gemeinsamen Album, das 2017 veröffentlicht werden soll.

Bei der Aufführung wurden sie von den Streichern des Kaiser Quartetts aus Hamburg unterstützt. In teils amüsanten, teils melancholischen Liedern, mit vielen Anekdoten und kurzen Filmsequenzen inszenierten Cocker und Gonzales das Zimmer als stummen Zeugen der Geschichten, die sich im Laufe der Jahre in ihm zugetragen haben. Mit dem fertigen Album wollen Cocker und Gonzales im nächsten Jahr in die Hansestadt zurückkehren.

Mit „Room 29“ huldigen Cocker, der mit seiner Band Pulp Mitte der Neunziger zu Weltruhm kam, und Gonzales einem Zimmer in der legendären Gästeherberge am Sunset Boulevard, in der schon „Blues Brother“ John Belushi an einer Überdosis starb. The-Doors-Frontmann Jim Morrison fiel hier einst vom Dach. Die Rockband Led Zeppelin durchquerte die Lobby auf Motorrädern. Pop-Sängerin Britney Spears erhielt Hausverbot.

Als Besucher der Show checkte man wie ein Hotelgast am Eingang ein und erhielt einen Schlüssel für das Zimmer 29. Das tat auch Cocker vor einigen Jahren im „Château Marmont“. Er entdeckte in Zimmer 29 ein Klavier und stellte sich vor, was in dem Raum über die Jahre alles passiert sei. Weil er das Instrument selbst nicht spielen konnte, kontaktierte er Gonzales.

Dass die beiden sich gesucht und gefunden haben, speziell was den Humor angeht, wird deutlich, als sie sich auf der Bühne über ihre Vorlieben in Hotels austauschen: Vom Matratzen-Check bis zum Bademantel, der für Gonzales auch hinter den Tasten zur Pflichtgarderobe gehört, wird kein Detail ausgelassen. Als „Room Service“ bestellt Cocker das Kaiser Quartett.

Der Pulp-Frontmann verpackt originelle Geschichten in Songtexte, die Gonzales mit melancholisch-düsteren bis aufmunternden Klaviaturen untermalt. Dabei gibt sich der Meister am Piano wesentlich zurückgenommener als in seinen eigenen Shows. Cocker, in Sakko und Cordhosen, ist voll in seinem Element, wackelt wie gewohnt mit den Hüften oder gestikuliert zum Liedgut wild mit den Händen in der Luft.

Auf einer großen Leinwand werden immer wieder Filmsequenzen von ihm gezeigt, mal auf dem Hotelbett, mal in der Badewanne, teilweise gibt der virtuelle Cocker von dort auch Instruktionen für die Bühne. Und er streut Anekdoten ein, etwa von Hollywoodstar Jean Harlow, die in besagtem Zimmer 1932 ihre Flitterwochen verbrachte.

Auch die Interaktion mit dem Publikum kommt nicht zu kurz: Es wird mit Haustürschlüsseln zur Musik „geläutet“. Ein Zuschauer darf vorführen, wie man filmreif über die Bühne schlendert. Am Ende gibt es viel Applaus. Die weiteren Shows von „Room 29“ am Wochenende in Hamburg waren bereits ausverkauft.

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